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31.07.2017

Albtour 2017 - Tag 9

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Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Gesundheit. Den ganzen Tag über begleitete uns dabei natürlich meine Kollegin Maria Klein-Schmeink, die gesundheitspolitische Sprecherin unserer grünen Bundestagsfraktion. Zuerst besuchten wir die Albklinik Münsingen und machten uns ein Bild vom modernen Bau und dem Klinikalltag. Dann fuhren wir über das Lautertal in den Süden des Landkreises bis nach Zwiefalten, um uns dort mit Personalräten des Zentrums für Psychiatrie zu treffen. Am Nachmittag machten wir dann einen kleinen Abstecher zur Wimsener Höhle – der diente nur unserer Gesundheit. Und am Abend haben wir zum Fachgespräch: „Gesundheitspolitik: Gut versorgt im ländlichen Raum“ eingeladen.

Am Morgen ging’s zunächst einmal nach Münsingen zur dortigen Albklinik. Das Haus wurde bewusst nicht als Krankenhaus konzipiert, erläuterte Mike Münzing, Bürgermeister von Münsingen und im Aufsichtsrat der Kliniken, sondern als Haus, in dem man gesund wird. Die Zimmer der Patient_innen machen den Blick frei auf die Wiesen der Alb – von manchen Zimmern aus kann man im Winter den Skilift beobachten, von anderen die Schwäbische Alb Bahn. Friedemann Salzer und Thomas Heinzelmann, der erste Geschäftsführer und der zweite stellvertretende Pflegedirektor und Verwaltungschef der Klinik führten uns durchs Haus. Nach der Firma Bosch ist die Albklinik der zweitgrößte Arbeitgeber im Landkreis. Doch in der Pflege gibt es auch hier Nachwuchssorgen – und das, obwohl das Klinikum selbst ausbildet. Ich denke, die Albklinik macht es vorbildlich vor: Gesundheit ist Daseinsvorsorge.

Von Münsingen ging es per Rad an der Lauter entlang rund 35 Kilometer in den Süden des Landkreises nach Zwiefalten. Dort trafen wir Personalrät_innen des Zentrums für Psychiatrie. Ein großes Problem in der Psychiatrie, so berichteten sie alle, sei die zunehmende Aggression. Die Meldungen wegen dieser Aggressionen haben in der Vergangenheit zugenommen. Das hat natürlich auch etwas mit der Betreuungssituation zu tun. Je mehr Raum psychisch Kranke für sich haben, wo sie sich auch mal zurückziehen können, und je intensiver die Betreuung, desto seltener kommt es zu Gewalt und Aggression. Eine kleiner Personalschlüssel und eng getaktete Betreuung bewirkt das Gegenteil. Natürlich wirken sich zunehmende Aggressionen auch auf die Arbeitssituation der Beschäftigten aus. Der Stress nimmt gerade im Gesundheitsbereich allerorten zu. Und immer mehr Beschäftigte reagieren darauf mit psychischen Erkrankungen. Um dem etwas entgegenzusetzen, brauchen wir als wichtigste Maßnahme im Sozial- und Gesundheitsbereich unbedingt ein gutes Personalbemessungsinstrument. Letztlich geht es auch im Zentrum für Psychiatrie darum, die Arbeitsbedingungen so zu verändern, dass genug Zeit für die einzelnen Patient_innen da ist.

Auf unserem Rückweg nach Ödenwaldstetten haben wir noch einen Stopp bei der Wimsener Höhle eingelegt und es uns kulinarisch gut gehen lassen. Das war eine kleine Pause in einer traumhaft schönen Landschaft. Mit unserem Gastwirt Daniel Tress entspann sich dann noch eine intensive Diskussion über das Für und Wider von Windrädern – einem Thema, das auf der Alb gerade heftig diskutiert wird.

Am Abend hieß es dann: „Gesundheitspolitik: Gut versorgt im ländlichen Raum“. Elf Praktiker_innen aus dem Gesundheitswesen, aus der Pflege und der Politik berichteten, wie es um die Gesundheitsversorgung auf der Alb bestellt ist. So erzählte Jochen Zeller, Bürgermeister von Hohenstein etwa, wie die gesundheitliche Versorgung in Hohenstein plötzlich in seiner Gemeinde zu einer kommunalen Aufgabe wurde, weil die Nachfolge beim Hausarzt nicht in Sicht war. Die Gemeinde investierte in eine moderne Arztpraxis und lockte so einen neuen Hausarzt in den Ort. Die Praxis ist gleichzeitig eine Lehr- und Forschungspraxis der Universität Tübingen, so dass Student_innen jetzt vor Ort praktisch erfahren können, wie sich das Landarztleben anfühlt. Gleichzeitig bewarb sich die Gemeinde bei einem Projekt der Robert Bosch Stiftung und wird jetzt Standort für eins von bundesweit fünf Gesundheitszentren. Hier sollen haus- und fachärztliche Versorgung, aber auch psychologische Hilfe, Prävention und Pflege koordiniert und zusammengeführt werden. Ein weiteres Modellprojekt zur sektorenübergreifenden Versorgung stellte Andreas Bauer, Sozialdezernent des Landkreises, vor. Das vom Land finanzierte Projekt will versuchen stationäre und ambulante Versorgung sowohl in der Stadt, als auch im ländlichen Raum zusammenzubringen.

Maria Klein-Schmeink betonte zu guter Letzt noch einmal, dass es vor allem um eine bessere Zusammenarbeit aller Beteiligten in der Gesundheitsversorgung gehen muss. Und die kann nur mit einer besseren Finanzierung einhergehen. Die Regionen müssen dabei mitentscheiden, wie eine gute Versorgung im ländlichen Raum aussehen soll. Sicher ist jedenfalls: Wenn wir auf Dauer eine gute Gesundheitsversorgung für alle gewährleisten wollen, können wir nicht weitermachen wie bisher.

Tourplan 2017