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28.07.2017

Albtour 2017 – Tag 6

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Den Quietsche-Enten von Gomadingen sei Dank – das Omen hat gewirkt. Endlich schien den ganzen Tag über die Sonne auf der Alb und wir konnten endlich wieder mit unseren Rädern unterwegs sein. Stolze 60 Kilometer haben wir dabei zurückgelegt. Los ging es beim Bioland Gärtnerhof Werner. Von dort waren es nur wenige Kilometer zum AZUR Rosencampingplatz Schwäbische Alb, wo wir bei schönstem Sonnenschein mittags mit Gegrilltem vom Rost begrüßt wurden. Ein ungeplanter Abstecher führte uns beim Cafe Möck auf einen wunderbaren Cappuccino vorbei. Dann stiegen wir wieder in die Pedalen und radelten zur Schäferwagenmanufaktur Heine und danach besuchten wir das s´Lädeli. Und zu guter Letzt gab es abends dann noch ein Bierseminar.  

Andreas Werner ist Bio-Landwirt mit Leib und Seele. Nach Jahren der Wanderschaft, die ihn nach Norden, Osten und Süden verschlugen, kehrte er 2003 in seine Heimat nach Sonnenbühl zurück, um hier einen Gärtnerhofbetrieb zu gründen. Inzwischen bearbeitet er seine eigenen Gartenländereien, betreibt einen Hofladen und verkauft seine Erzeugnisse auf Märkten im Umland und in Reutlingen. Wir bekamen den gut sortierten Hofladen in einem ehemaligen Kuhstall zu Gesicht und wurden anschließend über die Ländereien geführt. Drei Hektar Gemüsebau und 25 Hektar Getreide bearbeitet Werner. In einem Gewächshaus mit 80 Prozent Luftfeuchtigkeit, in dem Gurken rankten und Kräuter sprießten, wurde ich mit einem kleinen Küchenmesser ausgerüstet und konnte Auberginen ernten.

Inzwischen war Thomas Poreski, unser grüner Landtagsabgeordneter, zu uns gestoßen und radelte mit uns weiter zum AZUR Rosencamping. Wunderschön gelegen etwas außerhalb von Sonnenbühl-Erpfingen hat dieser Campingplatz einen ganz eigenen Charme. Bäume, Sträucher und Wiesen ziehen sich einen Hügel hinauf und bieten Campern Nischen und Ecken mitten in schönster Natur. Thilo Morgenstern führte uns über seinen Platz. Knapp die Hälfte der Camper sind dauerhafte Gäste, die vor allem die Sommermonate auf dem Platz verbringen. Und wenn das Wetter noch ein wenig wärmer gewesen wäre, hätten wir uns überlegen können, einen Sprung ins Freibad auf dem Platz zu wagen.

Gestärkt mit gegrillten Würstchen und Salaten zogen wir weiter zum Cafe Möck, das gleich unterhalb des Campingplatzes liegt. Dort servierte uns Günter Möck einen fantastischen Cappuccino und kam ins Erzählen. Der 78 jährige kennt Land und Leute schon seit Jahrzehnten und hat im Laufe dieser Jahre viel „Gruschd und Glump“ gesammelt. Das dazugehörige kleine Museum will ich mir unbedingt im nächsten Jahr anschauen. Denn dazu reichte diesmal die Zeit nicht.

Uns zog es weiter nach Trochtelfingen-Steinhilben, wo wir die Schäferwagenmanufaktur von Jürgen Heine besuchten. Heine baut antike Schäferwagen nach und restauriert auch mal alte Zirkuswagen, wie den eines Kriminalkommissars von 1860, der gerade auf seinem Hof steht. Die Schäferwagen werden heute längst nicht mehr von Schäfern benutzt. Die meisten Leute kaufen sie sich, um sie in ihren Garten zu stellen. Manche Wagen werden komplett ausgebaut mit Bett und allem Schnickschnack. Bestellungen kommen aus der näheren Umgebung, aber öfter noch von auswärts, aus Ost- oder Norddeutschland, aus Polen, Frankreich, der Schweiz oder Italien. Heine ist Schreiner, doch der Bau der Wagen ist für ihn keine Schreinerarbeit, „das ist künstlerische Arbeit.“

Von den Schäferwagen war es nicht weit bis wir s’Lädeli von Steinhilben erreicht hatten. Die Schweizerin Jeannine Ott eröffnete den kleinen Dorfladen vor genau zwei Jahren. Und er läuft. Vorher gab es in Steinhilben nur eine Bäckerei, die auch ein paar Äpfel mit verkaufte. Heute ist s’Lädeli der Treffpunkt im Dorf und der Laden, der alles hat, vom Bio-Obst und -Gemüse, Mehl, Nudeln und Eier, Käse, Milch oder Konserven bis hin zur Fernsehzeitung oder dem Kaffee to go. In einer Ecke gibt es einen Büchertausch. „Omas kommen mit ihren Gehwägeli“, erzählt Ott und Kinder kaufen sich hier ihre Schleckerlis. Und jeden Freitag treffen sich ein paar Radlerfrauen zum Austausch auf einen Kaffee im Geschäft.  S‘ Lädeli hat sich in zwei Jahren zu einem Treffpunkt gemausert, den die Gemeinde wirklich zu schätzen weiß. Ich bin froh, dass es solche Initiativen gibt.

Am Abend landeten wir dann mit unseren Rädern in unserem neuen Domizil, dem Hotel Speidels Braumanufaktur in Ödenwaldstetten. Deren Chef, Wolfgang Speidel, ein überzeugter Schwabe und Bierbrauer, erzählte uns beim Bierseminar ausführlich Geschichten über das Bier, vom Gebot des Brauens und den tausenden von Biersorten, die es in deutschen Landen einst gab. Dann kamen Hopfenextrakt und Krawatten-Bier-Trinker und Pils-Wahn, und schon gab es nur noch eine Sorte – das Pils. Dabei waren früher Märzen, Maibock, Weihnachtsbock, Helles oder schwarzes Bier völlig gängige Biersorten, die es all überall zu trinken gab. Schad, eigentlich. Auch wenn ich nun nicht gerade ein echter Bier-Fan bin – auch nicht nach diesem wunderbaren Bierseminar.

Tourplan 2017