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13.05.2013

Anhörung: Psychische Gefährdungen mindern – alters- und alternsgerecht arbeiten

Die Arbeitsbedingungen in Deutschland sind nicht gut und auch nicht gesund. Dabei geht es insbesondere um psychische Belastungen am Arbeitsplatz. Ich habe deshalb einen Antrag in den Bundestag eingebracht, zu dem nun eine öffentliche Anhörung durchgeführt wurde. Die Diskussion war kontrovers – auch hier stehen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite gegenüber. Interessant sind deshalb gerade die Ausführungen der Wissenschaft.

„In den vergangenen Jahren hat es eine enorme Arbeitsverdichtung in den Betrieben gegeben“, erklärte der Betriebsarzt Wolfgang Panter vom Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte. Neue technische Produkte, wie etwa Smart-Phones, führten zu einer Entgrenzung der Arbeitszeiten, immer mehr Menschen seien fast rund um die Uhr für ihre Chefs erreichbar. Solche Arbeitsbedingungen können psychisch belastend sein – und im schlimmsten Fall krank machen.

Deshalb fordern wir – zusammen mit den beiden anderen Oppositionsparteien im Bundestag – eine Anti-Stress-Verordnung, die den Arbeitsschutz präzisiert. Denn psychische Gefährdungen finden sich bisher explizit nur in einzelnen Verordnungen des Arbeitsschutzes. Wir wollen stattdessen eine eigene Verordnung, die psychische Belastungen als Gefährdungen am Arbeitsplatz benennt. Nur so können die psychischen Gefährdungen Teil von den Gefährdungsbeurteilungen werden. Die Gefährdungsbeurteilungen finden heute viel zu selten statt und berücksichtigen meistens psychische Gefährdungen überhaupt nicht, erklärte Andrea Fergen von der IG Metall.

Auch Nico Dragano, Leiter des Instituts für medizinische Soziologie an der Universität Düsseldorf, sieht hier Regelungsbedarf. Er bestätigt, dass die Belastungen am Arbeitsplatz, der Zeitdruck etwa enorm zugenommen haben. Klar sei aber auch: „Nicht jeder, der Zeitdruck hat, wird krank.“ Gleichzeitig gebe es jedoch ausreichende wissenschaftliche Erkenntnisse dazu, was gefährlich für die psychische Gesundheit sei und was nicht. Die Deutschen müssten da nur ins europäische Ausland schauen – gerade in den skandinavischen Ländern seien die Ursachen psychischer Gefährdungen am Arbeitsplatz und Maßnahmen gegen den Arbeitsstress bestens erforscht und schon längst in die Praxis umgesetzt. Gute und gesunde Arbeitsbedingungen sind also möglich.

Die Regierungsfraktionen setzen bei diesem Thema aber ausschließlich auf Freiwilligkeit und auf weitere Forschungsergebnisse. Die Arbeitgeberseite lehnt eine Anti-Stress-Verordnung ab und setzt auf betriebliche Gesundheitsprävention. Der Blick richtet sich auf Führungsqualität und auf den Umgang mit psychischen Erkrankungen – die arbeitsbedingte Entstehung von Stress aber ignorieren sie.

 

Antrag