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24.05.2012

Armut trotz Erwerbstätigkeit - Arbeitsmarkt braucht soziale Leitplanken

Die Bundesregierung muss endlich handeln und verhindern, dass noch mehr Beschäftigte trotz Erwerbstätigkeit in die Armut rutschen und die Beschäftigungssicherheit aufgrund wachsender atypischer Beschäftigung abnimmt. Es ist nicht hinzunehmen, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht und die Zahl der Menschen, die von guten Löhnen und guten Arbeitsbedingungen abgehängt sind, zunimmt.

Zum Anstieg der Armut von Erwerbstätigen, laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung, erklärt Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für Arbeitnehmerrechte:

Der Schein trügt, denn der Aufschwung am Arbeitsmarkt hat eine sehr schädliche Seite. Die Armut von Erwerbstätigen ist zwischen 2004 und 2009 in Deutschland stärker angestiegen als in fast allen anderen EU-Ländern. Das heißt nichts anderes als dass Menschen arbeiten, aber niedrige Löhne, Leiharbeit, Werkvertragskonstruktionen, Minijobs und befristete Beschäftigung weder ihre Existenz sichern noch ausreichend Lebensplanung ermöglichen.

Die Tendenz zeigt eindrücklich – die unternehmerischen Risiken werden verlagert und zwar auf die Beschäftigten. Der frühere Konsens, dass die Wirtschaft eine gesellschaftliche Verantwortung trägt , wird zusehends von einer größer werdenden Zahl von Betrieben aufgekündigt. Das trifft die Beschäftigten, denn Arbeit sorgt nicht mehr für soziale Sicherheit. Aber die Auswirkungen spürt auch die Allgemeinheit. Denn der Staat und die Sozialversicherungen hätten ohne diese Tendenz deutlich höhere Einnahmen und weniger Ausgaben.

Bundesministerin von der Leyen muss diese Fakten endlich zur Kenntnis nehmen. Notwendig sind soziale und ordnende Leitplanken auf dem Arbeitsmarkt – mehr branchenspezifische Mindestlöhne, einen gesetzlichen Mindestlohn, Equal Pay in der Leiharbeitsbranche und Maßnahmen, die den Missbrauch von Scheinwerkverträgen verhindern. Die Menschen müssen wieder im Mittelpunkt stehen und ebenso müssen alte Werte wieder neu belebt werden.