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14.04.2011

Kommentar: WWF-Analyse - Wachsende Atomstromimporte nicht erkennbar

Seit Wochen versucht die Atomindustrie – allen voran RWE – Angst vor Blackouts in Deutschland zu schüren. Sie sprechen von ausgehenden Lichtern und massiven Stromimporten aus dem Ausland. Eine WWF-Analyse, die vom Öko-Institut erstellt wurde, kommt jetzt zu dem Ergebnis, dass die Stilllegung alter Kernkraftwerke nicht zu dazu führt, dass Deutschland auf Atomstrom aus dem Ausland zurückgreifen muss.

Die Analyse geht auf die aktuellen Zahlen der deutschen Stromhandelsbilanz ein. Dabei wird deutlich, dass das nukleare Risiko nicht verlagert wird. Sprich: die nukleare Energieerzeugung in den Nachbarländern wurde durch die Stilllegung deutscher Kernkraftwerke nicht ausgebaut.

Zwar zeigen die Daten, dass nach dem Herunterfahren der alten Kraftwerke Mitte März etwa 4000 Megawatt Strom weniger exportiert und etwa 2000 Megawatt mehr aus Tschechien und Frankreich importiert wurde, doch kann aufgrund der vorliegenden Zahlen ausgeschlossen werden, dass es sich hierbei um zusätzliche Produktionsmengen ausländischer Kernkraftwerke handelt. Die veränderten Austauschbeziehungen für Strom sind damit vor allem auf den marktgetriebenen Optimierungsprozess der Stromproduktion im kontinentaleuropäischen Markt zurückzuführen. Dieser Markt hat sich nach der Abschaltung erheblicher KKW-Kapazitäten in Deutschland in ein neues Gleichgewicht eingependelt. Veränderungen der Rahmenbedingungen für den kontinentaleuropäischen Strommarkt (Brennstoffpreise, kurzfristig erwartbare Inbetriebnahmen neuer Kraftwerke in Deutschland und den Benelux-Staaten) können und werden diese Situation auch wieder verändern.

Durch die Zahlen wird klar, dass der Strom aus Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen stammt. Hierfür gibt es vier Gründe. Erstens: die wirtschaftliche Einordnung der KKW-Stromerzeugung in der Abrufrangfolge des kontinentaleuropäischen Strommarkts. Zweitens: die beobachteten Preiseffekte in den CO2-Märkten. Drittens: die inzwischen wieder deutlich zurückgegangenen Stromimporte aus Tschechien. Und viertens: der Vergleich der zeitlich hoch aufgelösten Daten zum Stromimport aus Frankreich und den in gleicher Auflösung vorliegenden Produktionsdaten für französische Kernkraftwerke.

Weiter muss angeführt werden, dass der Import und Export von Strommengen durchaus üblich ist. Schwankungen dieser Art sind keine Neuheit. Schon in den Jahren zuvor (zwischen 2007 und 2010) waren vergleichbare Entwicklungen immer wieder zu beobachten. Derzeit haben wir gegenüber den Importen sogar noch ausreichend freie Kraftwerkskapazitäten. Diese liegen in einer Höhe von 5000 bis 8000 Megawatt. Es gehen also weder bald die Lichter aus, noch müssen wir Atomstrom aus dem Ausland importieren.

Die großen Energiekonzerne arbeiten mit unfairen Mitteln und betreiben verantwortungslose Lobbyarbeit. Die Bundesregierung muss sich selbst ein Bild machen und darf sich nicht von Lügen leiten lassen.