Inhalt

23.03.2018

Kommentar zum Sozialen Arbeitsmarkt im Magazin „Forum Arbeit“

Ein Sozialstaat darf niemanden alleine lassen und auch niemanden aufgeben. Und doch sind viel zu viele Menschen lange Zeit vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen. Das kritisiere ich dem Kommentar. Denn Erwerbsarbeit sorgt nicht nur für Einkommen, sondern bedeutet mehr für die Menschen – gesellschaftliche Teilhabe, soziale Kontakte, Wertschätzung und Würde. Kurzfristige Programme helfen langzeitarbeitslosen Menschen kein Stück weiter. Notwendig ist endlich ein Perspektivwechsel hin zu einem Sozialen Arbeitsmarkt – zu einem Arbeitsmarkt für alle.

Der komplette Kommentar im Magazin „Forum Arbeit“:

Die Wirtschaft in Deutschland brummt. Die Beschäftigungsquote befindet sich auf einem Rekordhoch. Nur bei den Langzeitarbeitslosen tut sich rein gar nichts. Die bisherigen arbeitsmarktpolitischen Instrumente geben darauf keine Antwort. Dabei ist bekannt, dass die Chancen auf Arbeit sinken, je länger die Arbeitslosigkeit andauert, und ohne Perspektiven auf ein eigenes, existenzsicherndes Einkommen werden die Menschen immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt.

Ein moderner Sozialstaat darf Langzeitarbeitslosigkeit nicht zulassen. Kurzfristige Programme und auch die Unterscheidung zwischen „erstem“, „zweitem“ oder gar „drittem“ Arbeitsmarkt sind nicht die Lösung. Notwendig ist vielmehr ein Perspektivwechsel hin zu einem Arbeitsmarkt für alle. Und damit der Arbeitsmarkt tatsächlich für alle offen steht, muss die öffentlich geförderte Beschäftigung zu einem dauerhaften Angebot für langzeitarbeitslose Menschen werden und zwingend über die Aktivierung der passiven Leistungen finanziert werden. Das heißt, statt Hartz IV und Wohnung bezuschusst der Staat künftig einen regulären sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz, der sich am Tarif- oder Mindestlohn orientiert – ohne das Budget für andere Unterstützungsangebote zu belasten.

Neben dem Passiv-Aktiv-Transfer müssen auch die anderen Rahmenbedingungen stimmen. Voraussetzung ist Freiwilligkeit und nur daran darf sich der Ausbau der geförderten Beschäftigung orientieren. Neben einer sozialpädagogischen Begleitung muss die Förderung zwischen 75 und 100 Prozent liegen. Wichtig ist auch, dass die bisherigen Kriterien „zusätzlich, im öffentlichen Interesse und wettbewerbsneutral“ entfallen, damit sich auch wirklich alle Betriebe an der sozialen Integration von langzeitarbeitslosen Menschen beteiligen können.

Zentrales Ziel ist soziale Teilhabe. Mit dem Passiv-Aktiv-Transfer kommen langzeitarbeitslose Menschen dauerhaft aus dem Hilfebezug heraus. Sie verdienen eigenes Geld, nehmen wieder am gesellschaftlichen Leben teil. Und das hat Auswirkungen auf Gesundheit und Selbstwertgefühl. So entsteht eine inklusive Gesellschaft, die nicht mehr ausschließt, sondern die Würde der Menschen in den Mittelpunkt stellt.

Kommentar im Magazin „Forum Arbeit“