Inhalt

05.01.2010

Lohnsteigerungen sind notwendig - differenzierter Blick ist erforderlich

Zu den Forderungen führender Wirtschaftswissenschaftler und Verbände nach Lohnzurückhaltung meint Beate Müller-Gemmeke in einer Pressemitteilung, dass dies der falsche Weg wäre. Kurzfristig müssen die Löhne im Rahmen des Möglichen steigen, wozu aber ein differenzierter Blick nötig ist.

Die gegenwärtige Nachfragekrise lässt sich nicht durch Lohnzurückhaltung überwinden. Kurzfristig müssen die Löhne mindestens in Höhe des verteilungsneutralen Spielraums steigen. Das bedeutet, dass sich sowohl die Inflationsrate als auch die Produktivitätssteigerungen in den Lohnerhöhungen wiederspiegeln müssen. Dazu ist aber ein differenzierter Blick auf die Situation der jeweiligen Branchen erforderlich. Es gilt auf jeden Fall, in der jetzigen Krise genau hin zu schauen, um keine Arbeitsplätze zu gefährden und doch vor allem Beschäftige mit kleinen Einkommen zu stärken. So kann auch der Trend gestoppt werden, dass immer mehr Erwerbstätige ihren Lohn durch Sozialleistungen aufstocken müssen.

Mittelfristig müssen die Löhne in Deutschland auf breiter Front angehoben werden. Nur so lässt sich auf Dauer die Abhängigkeit vom Export verringern und die Nachfragekrise beenden. Dass die Tarifparteien und die Politik in den vergangenen Jahren die falsche Strategie verfolgt haben, zeigt der Blick auf die Statistik: die Bundesrepublik ist das einzige EU-Land, in dem zwischen 2000 und 2008 die Reallöhne gesunken sind, während sie in allen anderen Ländern deutlich gestiegen sind.

Diese Tendenz muss möglichst bald umgekehrt werden. Lohnzurückhaltung ist dafür der falsche Weg. Vor allem die Arbeitnehmerrinnen und Arbeitnehmer, die in den vergangenen Jahren starke Reallohnverluste hinnehmen mussten, haben einen Anstieg ihrer Löhne mehr als verdient.