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21.11.2012

Niedriglöhne trotz Berufsausbildung – Handeln statt abwarten

Es ist ein Armutszeugnis für die Bundesregierung, dass der Niedriglohnsektor gewachsen ist. Eine Studie des DGB belegt nun eindeutig, dass die Zahl der Beschäftigten mit einer guten Qualifikation im Niedriglohnsektor zugenommen hat. Die Bundesregierung muss endlich für bessere Löhne sorgen und sicherstellen, dass sich Bildung wieder lohnt.

Zur Studie des DGB, wonach die Zahl der Niedriglohnbeschäftigten mit Berufsabschluss seit 1999 gestiegen ist, erklärt Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für Arbeitnehmerrechte:

Qualifikation schützt schon lange nicht mehr vor Niedriglöhnen und Armut. Das hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in einer Studie eindrucksvoll bewiesen.

Das Signal, dass sich eine Berufsausbildung nicht mehr lohnt, weil ein beträchtlicher Teil trotzdem nach der Berufsausbildung Niedriglöhne beziehen muss, ist angesichts des drohenden Fachkräftemangels fatal. Die Politik muss daher den Rahmen auf dem Arbeitsmarkt neu justieren, unser Tarifvertragssystem mit sozialen Leitplanken versehen und vor allem die Erosion der vergangenen Jahre stoppen.

Bundesarbeitsministerin von der Leyen muss endlich alle Register ziehen und die Regelungen, die das Tarifvertragssystem und das Normalarbeitsverhältnis aushöhlen, auf den Prüfstand stellen. Dazu gehören die Reform der Minijobs, die konsequente Anwendung von Equal-Pay in der Leiharbeit aber auch die Regulierung von Werkverträgen, um den Missbrauch zu stoppen.

Nur ein Mix aus Reformen und schärferen Kontrollen können die guten Sitten auf dem Arbeitsmarkt wiederherstellen und diejenigen Arbeitgeber stärken, die noch ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden und ordentliche Löhne zahlen. Es kann nicht sein, dass die Straßenverkehrsordnung besser durchgesetzt wird als elementare arbeitsrechtliche Regelungen. Das verdeutlicht, dass sich die Bundesregierung kaum für die Belange der Beschäftigten interessiert und deren Beitrag zum Wohlstand unserer Gesellschaft kaum wertschätzt.