Inhalt

21.07.2011

Prekäre Arbeit boomt: 30 Prozent mehr Leiharbeitsplätze in Baden-Württemberg

Ein Negativ-Rekord jagt den nächsten: In einer Pressemitteilung kritisiert Beate Müller-Gemmeke den rasanten Anstieg von Neueinstellungen in der Leiharbeit. Über eine halbe Million Menschen haben in der zweiten Jahreshälfte 2010 einen Arbeitsplatz in der Leiharbeit angetreten. In Baden-Württemberg arbeiteten 30 Prozent mehr Menschen in Leiharbeitsverhältnissen als noch ein Jahr zuvor. Höchste Zeit für die Bundesregierung den Trend zu stoppen und reguläre Beschäftigung zu fördern.

Der sogenannte Jobmotor Leiharbeit entpuppt sich als Bremse für reguläre Beschäftigung. Aktuell sind über 36 % der gemeldeten freien Arbeitsstellen in Baden-Württemberg Arbeitsplätze in der Leiharbeit. In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs sollte nicht die Leiharbeit sondern reguläre und gut bezahlte Beschäftigung boomen. Menschen brauchen Sicherheit und Löhne von denen sie auch leben können.

Der rasante Anstieg der Leiharbeit macht deutlich: unsichere Arbeitsplätze werden bei Neuanstellungen immer mehr zur Regel. Mit der Leiharbeit verlagern die Unternehmen das unternehmerische Risiko auf die Leiharbeitskräfte. Diese werden zu Randbelegschaften und zu Beschäftigten zweiter Klasse. Das geht eindeutig an der Zielsetzung vorbei, durch Leiharbeit Auftragsspitzen abzufedern.

Vor allem junge Menschen sind stark von Leiharbeit betroffen. Ihre Lebensplanung wird erschwert, sie fühlen sich oft ausgeschlossen und nicht gebraucht. Das belegt auch eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: Leiharbeitskräfte fühlen sich von allen Beschäftigten am schlechtesten in die Gesellschaft integriert.

Deshalb brauchen wir Equal Pay in der Leiharbeit, damit sich die Geschäftsmodelle der Unternehmen wieder ändern und gesellschaftliche Verantwortung entsteht. Sie müssen dann auf Qualität und Qualifizierung der Arbeitskräfte setzen statt auf Lohnunterbietung, um erfolgreich zu sein.

Die Bundesregierung muss einen neuen Anlauf zur Reform der Arbeitnehmerüberlassung nehmen und endlich dafür sorgen, dass reguläre Beschäftigungsverhältnisse statt Leiharbeit entstehen.