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05.10.2012

Schlechte Löhne führen zu Anstieg der Zweitjobs

Die Verdopplung der Zahl der Zweitjobs seit 2003 zeigt, dass viele Beschäftigte über keinen Existenz sichernden Job mehr verfügen. Der deutsche Arbeitsmarkt braucht dringend soziale Leitplanken, damit die vielen unsicheren Jobs eingedämmt und reguläre Beschäftigungsverhältnisse geschaffen werden. Diese Erkenntnis muss endlich bei Bundesministerin von der Leyen ankommen.

Zur Verdoppelung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die einen Zweitjob ausüben, erklärt Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für Arbeitnehmerrechte:

Die Verdopplung der Zweitjobber zeigt, dass auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine ganze Menge schief läuft. Die Löhne in unteren Einkommensgruppen sinken und 8,8 Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten kommen mittlerweile nicht mehr ohne Zweitjob aus. Das heißt nichts anderes, als dass Menschen arbeiten, aber niedrige Löhne, Leiharbeit, Werkvertragskonstruktionen, Minijobs und befristete Beschäftigung weder ihre Existenz sichern noch ein ausreichende Lebensplanung ermöglichen.

Die Tendenz zeigt eindrücklich – die unternehmerischen Risiken werden auf die Beschäftigten verlagert. Der frühere Konsens, dass die Wirtschaft eine gesellschaftliche Verantwortung trägt, wird zusehends von einer größer werdenden Zahl von Betrieben aufgekündigt. Das trifft die Beschäftigten, denn Arbeit sorgt nicht mehr für soziale Sicherheit.

Für Bundesarbeitsministerin von der Leyen sollte dies ein Alarmsignal sein. Notwendig sind soziale Leitplanken auf dem Arbeitsmarkt durch mehr branchenspezifische Mindestlöhne, einen gesetzlichen Mindestlohn, Equal Pay in der Leiharbeitsbranche, eine Reform der Minijobs und Maßnahmen, die den Missbrauch von Scheinwerkverträgen verhindern. Vor allem brauchen wir eine Politik, die das Tarifvertragssystem stärkt und Tarifflucht bekämpft. Die Menschen müssen wieder im Mittelpunkt stehen und Wertschätzung erhalten, denn jegliche Arbeit hat ihren Wert.