Ukraine #13: Ein ganz besonderer Abend in Odessa

Ein Abend in der Oper von Odessa – mitten im Krieg. Schon die Durchsage zu Beginn, dass wir bei Luftalarm in den Bunker gehen müssten, die mit „Slava Ukraini“ endete, ging unter die Haut. Mir kamen die Tränen. Die Premiere, die Menschen, die Stimmung – alles war Ausdruck von Stärke  und Hoffnung. Trotz Krieg geben die Menschen in der Ukraine nicht auf.

Zum ersten Mal während unserer Reise in die Ukraine haben wir einen Abend in der Oper von Odessa verbracht – und es war etwas ganz Besonderes. Schon die Durchsage vor Beginn der Vorstellung ging tief unter die Haut: „Bei Luftalarm gehen wir in den Bunker … Slava Ukraini!“ – „Glory for the Ukraine!“ Diese Worte, gesprochen mit ruhiger Selbstverständlichkeit, mitten in einem prachtvollen Opernsaal, haben mich zutiefst berührt. Mir kamen die Tränen. In solchen Momenten spürt man den Krieg – und zugleich den unbeirrbaren Willen, das Leben nicht aufzugeben.

Die Premiere war ausverkauft, die Menschen festlich gekleidet, die Stimmung erwartungsvoll. Ältere Damen mit feinen Kleidern, junge Paare, Frauen mit ihren Kindern – alle wollten einen Abend Normalität erleben. Und sie haben ihn genossen. Auffällig war, dass vor allem Frauen im Publikum waren – die Männer fehlen, sie kämpfen für ihr Land. Es war spürbar, wie sehr die Menschen diese Stunden gebraucht haben, wie viel Kraft ihnen die Kultur gibt.

Dieser Abend war mehr als ein Opernbesuch. Er war ein Zeichen der Stärke und der Selbstbehauptung. Trotz aller Bedrohung sagen die Menschen in der Ukraine: Wir leben weiter, wir geben nicht auf. Diese Haltung ist beeindruckend – und sie zeigt, wie groß der Mut und die Würde dieser Gesellschaft sind.

Ganz zufällig trafen wir an diesem Abend unter den vielen Menschen eine Journalistin der taz, die über die Oper und die kulturelle Kraft in Kriegszeiten berichtete. Auch wir wurden in ihrem Artikel erwähnt – als Ehrenamtliche von „Ermstal hilft“, die nach Tagen voller Begegnungen und Hilfseinsätze diesen besonderen Abend miterleben durfte.

Es war ein Abend voller Emotionen, Würde und Hoffnung – in einem der schönsten Opernhäuser Europas. Und ich wünsche mir von Herzen, dass dieses beeindruckende Gebäude den Krieg unversehrt übersteht.

#StandWithUkraine

taz: Kosaken und Luftschutzkeller