Ein starkes Zeichen gegen Gewalt an Frauen – Reutlingen war sichtbar und solidarisch
Gewalt gegen Frauen ist bittere Realität – und sie nimmt zu. Zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November setzte Reutlingen klare Zeichen für Respekt, Schutz und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Gewalt gegen Frauen ist keine Randerscheinung – sie ist Alltag. Fast 266.000 Menschen wurden 2024 als Opfer häuslicher Gewalt registriert, die allermeisten sind Frauen. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Deshalb ist dieser Tag so wichtig: Er macht sichtbar, was viel zu oft unsichtbar bleibt. Und er erinnert daran, dass ein Leben frei von Gewalt ein Menschenrecht ist – kein Privileg.
Diese Realität betrifft uns überall – auch hier vor Ort. Reutlingen hat ein starkes Zeichen gesetzt: Wir sehen hin. Wir stehen zusammen. Und wir stärken Betroffene.
Am ZOB wurde die Rote Bank gegen Gewalt an Frauen eingeweiht. Mit der Beteiligung am europaweiten Projekt hat die Stadt Reutlingen ein dauerhaft sichtbares Zeichen geschaffen – mitten im öffentlichen Raum. Die leuchtend rote Bank vor der Stadthalle erinnert an Frauen, die Gewalt erlebt haben, und sie zeigt: Reutlingen schweigt nicht. Sie bietet zugleich konkrete Hilfe – mit dem Hinweis auf das Hilfetelefon 116 016 und die städtische Gleichstellungsstelle.
Danach ging es weiter auf dem Marktplatz. Dort wurde die Fahne gegen Gewalt an Frauen gehisst. Die Rednerinnen machten klar, dass Gewalt gesellschaftliche Strukturen hat – und dass Schweigen keine Option ist. Es war ein starkes Zeichen von Solidarität, Mut und öffentlicher Präsenz.
Am Abend endete der Tag mit einem Blick zurück – und zugleich nach vorn.
Ich war im Kino und habe den Dokumentarfilm JULI 76 – Das Private ist politisch gesehen. Er erinnert an die Frauen aus der Frauenbewegung, die 1976 in Hamburg das erste autonome Frauenhaus erkämpften. Der Film zeigt in eindrucksvollen Rückblicken und Bildern, wie sie sich zusammenschlossen, Widerstände überwanden und einen Schutzraum schufen – für misshandelte Frauen, für ihre Kinder und als politisches Zeichen gegen Männergewalt.
Dieser historische Blick macht deutlich, wie viel Mut es schon damals brauchte – und wie viel Mut auch heute notwendig ist. Gewalt an Frauen nimmt zu. Der Schutzbedarf wächst. Und gleichzeitig zeigt der Film, wie Veränderung entsteht: wenn Frauen sich zusammentun, solidarisch sind und nicht locker lassen.
Und genau deshalb muss diese Geschichte auch heute erzählt werden. Gewalt darf nicht unsichtbar bleiben. Betroffene brauchen Schutz. Und wir alle haben die Verantwortung, hinzusehen und zu handeln – gemeinsam, öffentlich und entschlossen.





