Generation Deutschland: Keine Mäßigung, sondern Radikalisierung
In Gießen hat die AfD ihre neue Jugendorganisation „Generation Deutschland“ gegründet. Doch statt eines moderaten Neustarts zeigt sich eine deutliche Radikalisierung. An der Spitze steht ein Vorsitzender mit engen Verbindungen in die rechtsextreme Szene. Das müssen wir ernst nehmen. Es geht um den Schutz unserer Demokratie.
Am 29. November haben Zehntausende friedlich gegen die Gründung in den Hessenhallen demonstriert. Das war ein starkes Zeichen der Zivilgesellschaft. Es ging um demokratische Werte und um Haltung. Und genau das war notwendig vor dem Hintergrund, wer sich dort gegründet hat und welche politische Richtung diese Jugendorganisation einschlagen will.
Ein neuer Name – aber kein Neuanfang
„Generation Deutschland“ soll die aufgelöste „Junge Alternative“ ersetzen, die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde. Die AfD behauptet nun mehr Kontrolle und Mäßigung. Doch nichts deutet darauf hin. Der neue Vorsitzende Jean-Pascal Hohm steht exemplarisch für eine Radikalisierung – gewählt mit 90,4 Prozent der Delegiertenstimmen.
Jean-Pascal Hohm: Vernetzt in die rechtsextreme Szene
Hohm, Landtagsabgeordneter aus Brandenburg, ist seit Jahren eng mit rechtsextremen Akteuren verbunden. Er beteiligte sich bereits 2016 an Aktionen der Identitären Bewegung, zeigte seine Nähe offen und trat bei öffentlichen Auftritten in T-Shirts und Kleidungsstücken mit ihren Symbolen auf. Er wohnte zeitweise mit einem führenden Identitären zusammen und lobte Martin Sellners Aktivitäten. Zudem ist Hohm Fördermitglied des New-Right-Projekts „Ein Prozent“. Das ist eine rechtsextreme Kampagnenorganisation, die Aktionen und Netzwerke der Neuen Rechten unterstützt – darunter auch die Identitäre Bewegung. Wer dort Fördermitglied ist, unterstützt diese Strukturen finanziell und politisch. Das zeigt sehr deutlich, in welchem Umfeld sich Hohm bewegt und welche Ziele er teilt. Er suchte außerdem Kontakt zu italienischen Neofaschisten von Casa Pound, sprach auf Pegida-Aufmärschen und bezeichnete identitäre Aktionen als legitim. Der Brandenburger Verfassungsschutz stuft ihn deshalb als Rechtsextremisten ein.
Eine Jugendorganisation, die von jemandem geführt wird, der so tief in rechtsextremen Netzwerken verankert ist, ist keine moderate Parteijugend, sondern eine Kaderschmiede der Neuen Rechten.
Radikale Kontinuität – auch unter den Delegierten
Die aufgelöste „Junge Alternative“ hatte enge Verbindungen zu identitären Netzwerken, rechtsextremen Gruppen und militanten Strukturen. „Generation Deutschland“ knüpft nahtlos daran an. Die stärkere organisatorische Kontrolle der AfD ändert nichts am politischen Kurs – sie verankert radikale Akteure vielmehr noch enger in der Partei.
Das zeigt auch der Blick auf die Delegierten. Der Fall des Bewerbers Alexander Eichwald spricht für sich: Trotz eines offen extremistischen Auftritts, dessen Tonfall und Gestik an Hitler erinnerten, erhielt er einen zweistelligen Stimmenanteil. Das ist kein Ausrutscher, sondern ein Hinweis darauf, welche Positionen in dieser Jugendorganisation Resonanz finden.
Fazit: Die Radikalisierung der Jugend – und der Partei
„Generation Deutschland“ ist kein moderater Neuanfang, sondern ein Projekt der Radikalisierung mit einem Vorsitzenden aus der rechtsextremen Szene und Delegierten, die extremistische Auftritte nicht eindeutig zurückweisen. Damit rückt die AfD-Jugend weiter in Richtung Neue Rechte und identitäre Ideologie.
Und das bleibt nicht ohne Wirkung. Eine Jugendorganisation ist Teil der Partei – sie bildet aus, prägt und beeinflusst den politischen Kurs. In diesem Fall ist die Radikalisierung der Jugendorganisation ein deutliches Signal für die Radikalisierung der AfD insgesamt.
Das ist gefährlich für die politische Kultur, für die demokratische Debatte und für alle, die sich für ein freies und vielfältiges Land einsetzen. Genau deshalb müssen wir diese Entwicklung ernst nehmen und ihr mit klarer Haltung begegnen.



