Bürgergeld #1 – das Verwirrspiel mit den Zahlen

Die Geschichte klingt einfach: „Millionen im Bürgergeld – die sollen doch arbeiten.“ Doch sie ist bewusst verzerrt – ein Verwirrspiel mit Zahlen, das Stimmung macht, Menschen gegeneinander ausspielt und Vorurteile schürt. Wer so redet, lenkt ab von den eigentlichen Problemen auf dem Arbeitsmarkt – und schwächt am Ende den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Hinter Arbeitslosigkeit stehen in der Regel nicht Bequemlichkeit oder fehlender Wille. Oft sind es Krankheit, Schicksalsschläge, Sprachprobleme, familiäre Verantwortung oder schlicht fehlende Qualifizierung. Zwei Drittel der erwerbsfähigen Bürgergeld-Beziehenden haben keine oder nur eine veraltete Ausbildung. Andere kümmern sich um kleine Kinder, finden keine Kinderbetreuung, pflegen Angehörige oder kämpfen nach langer Krankheit um den Wiedereinstieg.

Wer diese Menschen unter Generalverdacht stellt, sie wollten nicht arbeiten, spaltet die Gesellschaft. Das macht etwas mit den betroffenen Menschen – und mit uns allen. Es gerät etwas ins Rutschen, wo eigentlich Solidarität notwendig wäre. Misstrauen zerstört das, was eine solidarische Gesellschaft zusammenhält: Respekt und gegenseitige Unterstützung.

Gerade jetzt wäre das Gegenteil nötig. Statt Druck und härteren Sanktionen braucht es eine Politik, die Chancen und Perspektiven eröffnet – mit individueller Förderung, Weiterbildung sowie guter Beratung und Begleitung. Nur so gelingt eine nachhaltige Integration in Arbeit.