Ukraine #9: Mut, Solidarität, Menschlichkeit
Bei meiner vierten Reise mit Ermstal hilft in den Süden der Ukraine haben mich die Menschen wieder tief beeindruckt. Ich habe engagierte, mutige Menschen getroffen, die nicht aufgeben. Sie stehen einander bei, helfen, zeigen Solidarität – inmitten von Gefahr, Trauer und Zerstörung. Ich bringe große Dankbarkeit und Hoffnung zurück.
Die Feuerwehr rückt aus – sie ist immer als Erste vor Ort, oft im Wissen, dass mit zeitlicher Verzögerung eine zweite Rakete folgen kann – gezielt, um Rettungskräfte zu treffen. Frauen, die ihre Söhne verloren haben, nähen Schlafsäcke für die Männer an der Front. Das hilft den Soldaten und auch den Frauen. In Mykolajiw spielt ein Mann jeden Morgen Trompete – als Zeichen der Hoffnung. In einem Kinderheim kümmern sich Menschen voller Hingabe um Kinder, die zu Waisen geworden sind. Unsere Partner Alexander und Dima verteilen Hilfsgüter – auch in Frontnähe, ohne Rücksicht auf eigene Gefahren.
Wir haben erneut Zarina Zabrisky getroffen – die letzte verbliebene ausländische Journalistin in Cherson, direkt an der Front. Ihre Berichte über das südliche Kriegsgebiet sind präzise, mutig, unverzichtbar. Sie erzählt von Zerstörung, von den sogenannten „Human Safaris“, von der Realität unter russischer Besatzung.
In Mykolajiw haben wir gemeinsam mit der Landrätin eine neue Solidaritätspartnerschaft auf den Weg gebracht. Ich bin erneut Schirmherrin. Damit ist der Weg frei, künftig auch befreite Gebiete gezielt zu unterstützen – und sogar ganze Landkreise in Deutschland für eine aktive Mitwirkung zu gewinnen.
Ein besonderer Dank gilt Nataliia Petrenko. Sie kämpft auf ihre Art für ihr Land. Sie gibt nicht auf – und sie ist eine Brücke zu den Menschen vor Ort. Sie erklärt, übersetzt, vermittelt. Ihre Klarheit, ihre Nähe und ihre Haltung bereichern diese Reisen. Nataliia ist mir zur Freundin geworden.
Und ich selbst? Ich habe so viel gesehen, so viel erlebt, so viele Begegnungen gehabt – es war gut, dass ich mein Büchlein dabei hatte. Ich habe wieder mitgeschrieben – um nichts zu vergessen, damit nichts verloren geht.
Die Menschen verlieren nicht den Mut. Aber sie brauchen unsere Unterstützung – politisch, praktisch, menschlich. Und es hilft schon, dass wir kommen. Dass wir da sind. Dass sie spüren: Ihr seid nicht allein. Auch dieses Mal wurde ich überwältigt von der Dankbarkeit. Diesen Dank möchte ich zurückgeben. Es ist ein Privileg, diesen Menschen zu begegnen.