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10.05.2017

Möglichst nah am Menschen dran

Der Wahlkampf beginnt – zumindest von der örtlichen Presse. Ich selbst habe noch bis Ende Juni anstrengende Sitzungswochen vor mir. Eigentlich ist an Wahlkampf noch gar nicht zu denken. Und doch gab es jetzt beim GEA bereits ein Porträt von mir. Es hat mir gut gefallen und deshalb stelle ich es hier auf meine Homepage.

Bundestagswahl – Die grüne Kandidatin Beate Müller-Gemmeke (MdB) will mit Fakten gegen Populismus angehen

VON HEIKE KRÜGER

 Der Wahlkampf muss warten. Solange sich das politische Berlin noch nicht in die Sommerpause verabschiedet hat, bleibt der grünen Bundestagskandidatin Beate Müller-Gemmeke (MdB) nämlich denkbar wenig Luft, um den Urnengängern im Wahlkreis Reutlingen Ziele und Vorhaben ihrer Partei schmackhaft zu machen. Auch deshalb, weil es unter der Reichstagskuppel aktuell ziemlich brummt. Zig Gesetze, sagt die Sprecherin von »GewerkschaftsGrün«, sollen bis Ende Juni verabschiedet werden. Was mit erheblichem Arbeitsaufwand verbunden sei.

Gleichwohl nützt Beate Müller-Gemmeke jede sich bietende Gelegenheit, um an der Echaz Flagge zu zeigen. So auch am »Tag der Arbeit«, den sie auf dem Reutlinger Marktplatz verbringt. Händeschütteln hier, Schulterklopfen da – wer sich mit ihr durch die Reihen der Gewerkschaftsaktivisten schiebt, erkennt sofort, dass die 56-Jährige eine begehrte Gesprächspartnerin ist, was ein konzentriertes Presseinterview an Ort und Stelle unmöglich macht.

Jetzt geht’s zur Sache

Deshalb nichts wie rein ins nächstbeste Café, wo sich Beate Müller-Gemmeke unverzüglich ihr Lieblingsgetränk bestellt: Cappuccino. Ein großer Schluck, dann geht’s zur Sache. Ob Bündnis 90/Die Grünen diesmal, bedingt durch den sogenannten Schulz-Faktor einen schwereren Stand als 2013 haben werden? Müller-Gemmeke verneint es. Der erste Hype um den SPD-Spitzenkandidaten sei ja, wie sie mit Blick auf Umfragewerte betont, längst abgeflaut. Und mit Sympathiepunkten alleine, ohne klare Inhalte, lasse sich garantiert kein Blumentopf geschweige denn eine Bundestagswahl gewinnen.

Nein, bange sei der Grünen-Politikerin, die seit zwei Legislaturperioden in der Bundeshauptstadt wirkt, nicht. Selbst auf Listenplatz Numero sieben gesetzt und damit in aussichtsreicher Position, betrachtet sie Schulz sogar als vorteilhaft. Sei mit dessen Kür doch ein Ruck einhergegangen. »Ich find’s gut, dass es ihn gibt. Dank Schulz haben sich die Themen wieder vervielfältig.« Schließlich gebe es neben Flüchtlingen und der AfD doch etliche weitere Baustellen, die über Monate ins Hintertreffen geraten seien.

Die Arbeitsmarktpolitik zum Beispiel, aber auch Bildung, Pflege und – »global von immenser Bedeutung« – die Ökologie. Letztere betrachtet Müller-Gemmeke nach wie vor als Alleinstellungsmerkmal ihrer Partei: »Weil wir sie mit Ernsthaftigkeit verfolgen und dabei Konflikte mit der Wirtschaft nicht scheuen. Wir wollen, dass Deutschland auf diesem Feld wieder eine Vorreiterrolle einnimmt und sich seiner Verantwortung in puncto Klimaschutz stellt. Andernfalls haben wir es demnächst mit Klimaflüchtlingen zu tun.« Man denke nur an das von Überflutung bedrohte Bangladesch.

Eine gesunde Balance zwischen Ökologie und Ökonomie sei’s, die sie und ihre Partei anstreben. Und: mehr soziale Gerechtigkeit. »Dafür kämpfe ich mit Leidenschaft!« Weil es nicht hinnehmbar sei, dass sich in einem Wohlstandsstaat wie der Bundesrepublik »trotz guter Beschäftigungssituation Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt, dass vielen Menschen Altersarmut droht, jedes fünfte Kind in prekären Verhältnissen aufwächst und Geringverdiener in Vollzeitjobs kaum oder gar nicht über die Runden kommen.« All das sei skandalös, »muss geändert werden.« Ebenso wie die Lage von Leiharbeitern, die zu Dumpinglöhnen und ohne Planungssicherheit ihr Berufsleben fristen.

Gegen grundlose Befristungen

»Wir Grüne verlangen gleichen Lohn für gleiche Arbeit.« Und: »Wir setzen uns dafür ein, dass es keine ›junge Generation Probezeit‹ mehr geben wird«, weil »grundlose Anstellungsbefristungen« Gift seien: zunächst für die von zweifelhaften Beschäftigungsverhältnissen Betroffenen selbst, mittelfristige aber auch für die gesamte Nation. Nicht minder giftig: die Denke der AfD-Funktionäre, deren unverhohlener Rechtspopulismus für Beate Müller-Gemmeke einer Kampfansage gleichkommt. Wild entschlossen scheint die Bundestagskandidatin, »Unwahrheiten mittels Fakten zu entlarven« und rückwärtsgewandter Politik Paroli zu bieten. »Beschneidung der Pressefreiheit, Frauen an den Herd, Atomkraft first, EU-Austritt … Das geht gar nicht«, spricht’s und kündigt an, Anfang Juli mit Verve in den Wahlkampf einzusteigen.

In ihrem Falle wird er – von Pflichtübungen wie Podiumsdiskussionen und Fachgesprächen einmal abgesehen – vor allem an Haustüren und unter freiem Himmel stattfinden. Radelnd oder laufend – also möglichst niederschwellig und nah am Menschen dran. Zumal für die Kandidatin klar ist: Die Wahl wird sich auch heuer wieder auf der Straße und nicht auf Facebook entscheiden. (GEA)

DIE KANDIDATIN

Geboren: 7. Oktober 1960 Frankfurt/Main
Konfession: keine
Wohnort: Pliezhausen-Dörnach
Familienstand: Verheiratet, zwei Söhne
Beruf: Diplom-Sozialpädagogin (FH), aktuell: Bundestagsabgeordnete
Derzeitige politische Ämter: Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales, stellvertretendes Mitglied im Petitionsausschuss, Mitglied im Landesvorstand Baden-Württemberg, Sprecherin von Gewerkschafts-Grün
Aktuelle Lektüre: Arbeitsgesetz und Zeitungen
Lieblingsfilm: Rain Man
Lieblings-Apps: Facebook, DB-Navigator, Mitbestimmung
Hobbys: Freunde treffen und mein Garten (beides viel zu selten)
Vorbilder: Menschen, die sich für Freiheit, Demokratie und Solidarität einsetzen
Was gar nicht geht: Intoleranz, Hetze, rückwärts gewandte Politik
Zentrales politisches Anliegen: Konsequent das Klima schützen, um unsere Lebensrundlagen zu erhalten und gleichzeitig die Lebenssituation der Menschen verbessern und damit meine ich: Mehr Gerechtigkeit in der Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt und Chancen und Perspektiven für alle ermöglichen.