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24.07.2018

Albtour 2018 – Tag 1

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Endlich ging es los und ich muss gestehen: Gleich zu Beginn meiner Jubiläums-Albtour habe ich mich verliebt. Zehn Jahre lang fahre ich jetzt schon allsommerlich mit dem Rad auf die schwäbische Alb. Doch in diesem Jahr funkte es, denn ich begegnete erstmals Klara. Sie ist ein paar Monate jung und ein blindes Kälbchen auf dem Biohof Bleiche bei Bad Urach. Auf unserem Programm stand auch die Rosstriebkellerei bei Dettingen, wo mein Radlerteam und ich fantastische Getränke kosten durften. Los ging’s allerdings bei den Ziegenfreunden.

Heute kam Cem Özdemir, der grüne Vorsitzende des Verkehrsausschusses nach Dettingen, um sich das Integrationszentrum anzuschauen. Natürlich habe ich ihn dabei begleitet. Danach sind wir dann endlich richtig zur Albtour gestartet und der Auftakt war ganz schön tierisch. Denn nach ein paar Radlerkilometern befanden wir uns plötzlich inmitten einer Ziegenherde. Die meckerte fröhlich und ließ sich von uns mit Apfelstückchen füttern. Die Ziegenfreunde Dettingen sind ein Verein, der mit seinen 36 Muttertieren und 15 Zicklein Landschaftspflege im Ermstal betreibt. „Mir sind der Ziege verfallen“, meint Matthias Buck, erster Vorsitzender der Ziegenfreunde. Elf Menschen teilen seine Leidenschaft und helfen ehrenamtlich. Täglich ist jemand bei den Ziegen, sie treffen sich, um den Stall zu säubern, um die Tiere zu entwurmen, um einen neuen Unterstand zu bauen und manchmal auch einfach, um zu feiern. Immer wieder kommen Schulklassen und Kindergärten vorbei, Besucher_innen aus Stuttgart und von weiter her schauen vorbei und manchmal gehen sie mit ihren Tieren auch auf Stadtfeste und sind dort im Streichelzoo zu finden.

Die Gemeinde Dettingen profitiert von der Landschaftspflege der Ziegen. Denn die weiden auf Gemeindeflächen, die nicht mehr bewirtschaftet werden. Keine 300 Meter entfernt von den Ziegen liegen die angenehm kühlen Keller der Rosstriebkellerei. Was für eine angenehme Abkühlung nach der herrlichen Sonnenwärme sorgte, die wir den ganzen Tag genießen durften. Hans Knauer von der Kellerei kredenzte uns einen herrlichen Schaumwein aus Boskop und Champagner-Renette mit Weinbergpfirsich und Pomeranze. Und er erzählte von den Streuobstwiesen, von denen die Kellerei ihr Obst zu fairen Preisen bezieht, von den 11.000 Litern, die in den alten Gemäuern des Kellers gären und vom Keller selbst. Denn der stammt aus dem Jahr 1873 und war einst ein Wasserspeicher, der die Eigenwasserversorgung der umliegenden Ortschaften sicherte. Die Rosstriebkellerei sorgt dafür, dass die für die Region typischen Streuobstwiesen erhalten bleiben. Und ganz nebenbei haben sie auf einer dieser Wiesen auch noch ein Hotel für Wildbienen geschaffen. Wer mehr über diese Bienen erfahren will, muss einfach in Dettingen vorbeischauen.

Von Dettingen ging es weiter nach Bad Urach. Denn dort liegt der Biolandhof Bleiche, der von der BruderhausDiakonie betrieben wird. Hier lebt Klara, das blinde Kälbchen. Und sie hat es gut getroffen. Denn hier leben und arbeiten auch 20 Menschen mit Behinderungen, die u.a. von Daniel Pfeiffer, dem Betriebsleiter, betreut werden. Pfeiffer passt zu dem Hof, er ist gelernter Industriemechaniker, hat eine landwirtschaftliche Ausbildung und ist Arbeitserzieher. Er vereint also Pädagogik mit dem Dasein als Bauer und kann auch noch die Trecker selber reparieren – und es seinen Schützlingen beibringen. Die sind mit dem Leben und Arbeiten auf dem Biohof ziemlich zufrieden. Denn Langeweile kommt selten auf. Da gibt es die Aufzucht von Pflanzen, die Pflege von Gemüse und Obst oder die Traktoren, die gewartet werden müssen. Außerdem ist da auch noch ein Hofladen, in dem alle mitarbeiten und der so für Begegnungen sorgt und Berührungsängste abbaut. Und dann sind da noch die Hühner und die Kühe und natürlich Klara. Morgen – wenn es wieder so heiß wird wie heute – wollen die Jungs nach getaner Arbeit in der Erms schwimmen gehen. Und vermutlich nehmen sie die blinde Klara dann wieder mit. Denn das Kälbchen liebt es, im Wasser zu planschen.

Tour Albtour 2018