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30.07.2019

Albtour 2019 - Tag 7

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Auf unserer längsten Tour am siebten Tag gab es wieder ganz viele Tiere. Bei Frank Siefert auf dem Steighof gab es Kälbchen, ein Fohlen, zwei Hunde und natürlich Katzen – und alle wollten gestreichelt werden. Zuvor besuchten wir die Fischers in Eglingen und bewunderten ihr Messerbrett Design. Die Tour führte uns weiter zur Wimsener Mühle, wo wir Daniel Tress trafen. Von dort ging’s nach Zwiefalten zum DobelSpATZ. Und unsere letzte Station heute war das ehemalige Rathaus von Upflamör, das von der Dorfgemeinschaft saniert wurde und heute ihr Treffpunkt ist.

Hans-Peter Fischer war eigentlich Schreiner. Sein Schwiegervater hatte einen Block für seine großen Fleischermesser. Rund 20 Jahre ist es her, da dachte Fischer sich, das kann man besser machen. Und er entwarf Messerbretter, bis er das ultimative Messerbrett gefunden hatte. Und dieses Kunstwerk hat er uns zusammen mit seiner Frau Martina heute Morgen gezeigt: Es ist ein Viertelkreis, steht auf einem drehbaren Fuß und kann über eine Nut auf eine Schiene geschoben werden, die in der Schranktür angebracht wird. So verschwindet das Messerbrett platzsparend im Schrank. Ob das mit Fischers Brettern, in die fünf bis sechs Messer gesteckt werden können, tatsächlich passiert, ist fraglich. Denn sie sind aus wunderschönstem Holz gearbeitet und geben sicher ein schönes Bild auf jeder Küchenanrichte ab. Seine Messerbretter haben auf der internationalen Erfindermesse in Nürnberg 2017 den Erfinderpreis in Bronze gewonnen. Und sie haben Gebrauchsmusterschutz. Für das Holz fällt er Bäume in den Gärten von Bekannten und Freunden, wenn sie ihn darum bitten. Ein Tauschgeschäft. Die Freunde sparen sich die Baumfällkosten, er bekommt schönstes Zwetschgen- oder Nussholz umsonst. Unter seinen Messerbrettern gibt es einen Ferrari – das Brett ist wirklich wunderschön, in Stäbchentechnik aus Eiche, Esche, Buche und Mooreiche zusammengebaut. Ein wahrer Handschmeichler.

Von Eglingen radelten wir weiter zum Steighof von Frank und Linda Siefert in Bichishausen. Da habe ich dann erfahren, dass ich schuld daran bin, dass der Frank bei den Grünen eingetreten ist. Außerdem sei unsere Partei die einzige, die gute Konzepte für die Landwirtschaft hat. Das nützt ihm als Landwirt aber nicht viel, wenn wir nicht den Landwirtschaftsminister im Ländle stellen. Frank Siefert kann dem heutigen CDU- Mann im Amt rein gar nichts abgewinnen. Wir sitzen auf der Terrasse und schwätzen. Im Gegensatz zu anderen Landwirten, die ihre Höfe erweitern und vergrößern, um Subventionen bekommen zu können, bleibt er bei seinen 60 Kühen. Damit ist er zu klein für große Zuschüsse. Stattdessen kauft Siefert Windkraftanlagen, denn das ist sein Hobby. Auf der Alb ging das bisher immer schief. Also hat er sich auf die Nordsee verlegt und reist ab und an in den Norden, um sich dort umzutun. Zum Abschluss unserer Stippvisite besuchen wir noch die Ställe. Die beiden Hofhunde toben um uns herum, in den Ställen blöken die Kühe, hinter dem Schweinestall stehen die Kälbchen und nuckeln an unseren Fingern und ganz hinten sind noch die Pferdeställe, wo ich mich in ein verschmustes Fohlen verliebe, das kurzzeitig meine Haare mit Heu verwechselt.

Unsere Mittagspause verbrachten wir heute an der Wimsener Mühle, wo uns Gastwirt Daniel Tress herzlich begrüßte. Seine Gastronomie ist umwerfend, rein biologisch das Essen und zwar von der biologisch gezüchteten Forelle bis hin zum Ziegenkäse vom benachbarten Lorettohof, nachhaltig und ökologisch. Das passt wunderbar ins Biosphärenreservat. Und natürlich goutieren das die Gäste. Tress ist zufrieden, wie’s scheint. Und auch die Belegschaft stimmt. Die passt zur Philosophie des Hauses, erzählt er.  Ali, der Koch etwa, kam 2015 im September als Flüchtling auf die Alb. Er war sehr interessiert und talentiert. Seit dem Januar 2016 steht er bei Tress in der Küche. Zum Abschluss kredenzt uns Tress noch einen Höhlengeist – Obstler von der Streuobstwiese. Und ich bekomme einen extragroßen Cappuccino – wunderbar, so kann man mich glücklich machen.

An der Zwiefalter Ach entlang ging es per Rad weiter zum Dobel-SpATZ in Zwiefalten. Das ist ein Mehrgenerationen-Spielplatz mit Grillstelle und Jugendhaus, der im letzten Jahr fertiggestellt wurde. Maria Knab-Hänle, stellvertretende Bürgermeisterin des Orts, erzählt vom Jugendforum Zwiefalten, das den Spielplatz zusammen mit einem Planungsbüro entwickelt hat. Mithilfe vieler Spenden und großem freiwilligen Engagement entstanden Rutschen, eine Kletterburg, Sportgeräte und ein toller Grillplatz, der nicht nur Jugendliche anlockt.

Das freiwillige Engagement spielte auch bei unserer letzten Station am heutigen Tag eine große Rolle. Das Dorfgemeinschaftshaus Upflamör entstand vor allem aufgrund von 6000 Stunden Eigenleistung, die in die Sanierung des alten Ratshauses und den kleinen Neubau mit Feuerwehrräumen geflossen sind. Das ist eine stramme Leistung, vor allem weil Upflamör nur 92 Einwohner_innen hat. 40 davon beteiligten sich aktiv am Umbau des alten Rathauses zum Dorfgemeinschaftshaus. Und dieser Umbau ist wirklich gelungen. Zwiefaltens Bürgermeister Matthias Henne begleitet uns bei der Besichtigung, und Upflamörs Gemeinderatsmitglied Markus Siefert zeigte uns alles. Immer wieder hatten die Upflamörer versucht, das marode alte Rathaus wieder zu renovieren. Immer wieder ging es schief. Dann sollte es abgerissen werden, doch dagegen hatte der Denkmalsschutz etwas. Und das war nur gut so. Denn mithilfe des dörflichen Engagements steht da seit April dieses Jahres ein Gemeinschaftshaus, das sich wirklich sehen lassen kann. Und das alte Rathaus ist in seiner Eigenheit auch erhalten. Amtsstube und die Räume vom Pastor und dem Lehrer sind heute ein großer Gemeinschaftsraum, in dem Upflamör sich sonntags zum Frühschoppen trifft, wo Geburtstage und Kommunionen und Feste gefeiert werden, wie sie fallen. Die Backstube rechts vom Haus ist noch heute ab und zu in Betrieb und in der kleinen Arrestzelle links im Haus ist das schönste Bushaltestellenwartehäuschen auf der gesamten schwäbischen Alb. Upflamör heißt übrigen „über den Nebeln“. Denn wenn im Frühjahr oder Herbst hier auf diesem Kegel, der sich hoch über die Alb reckt, die Sonne aufgeht, dann fällt der Blick zunächst auf ein wallendes Nebelmeer. Erst mit zunehmender Sonne wird der Rest der Alb sichtbar. Es ist deutlich zu sehen, diese Dorfgemeinschaft hält zusammen. Und die Menschen dort sind zwar kantig, aber offen und herzlich.

Tourplan 2019