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23.07.2020

Albtour 2020 – Tag 1

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Meine zwölfte Albtour findet in Zeiten von Corona statt und natürlich möchte ich wissen, wie es den Menschen auf der Schwäbischen Alb mit dieser Krise ergeht. Gestartet sind wir mit einem Besuch der Stickerei Klam in Lichtenstein. Während der Pandemie verlegte sich die Firma von Maic Klam auf die Produktion von Masken. Und das rettete ihn und seine Firma über den Lockdown. Anschließend besuchten wir den Biohof Gorzelany in Kochstetten. Hier wird Tierschutz groß geschrieben und deshalb leben die 4500 Legehennen in einem großräumigen Wohlfühl-Stall. Und am Abend stiegen wir dann in Ödenwaldstetten im Gasthof Lamm ab. Die diesjährige Albtour hat begonnen.

„Mit Abstand – die Besten“, steht auf den Masken einer Schule. Und bei einer Getränkefirma heißt es: „Mit Abstand Gute Laune“. Diese Sprüche zieren als Stickerei Corona-Masken – oder wie sie korrekt heißen: Mund-Nasen-Abdeckungen. Entstanden sind sie in Maic Klams Stickerei. Als mit Corona der Lockdown kam, hatte der Firmenchef schon die Anträge auf Kurzarbeit in der Schublade. Und dann hieß es: Es fehlen Masken. Also sattelte Klam um. Statt, wie üblicherweise, Logos und Werbung auf Arbeitskleidung, Taschen oder Handtücher zu sticken, ging Klam in die Maskenproduktion – und rettete sich und seine Mitarbeiter*innen so erst einmal über die Krise. Zehn Wochen lang haben sie bei Klams nur Masken gemacht. Dann lief die Produktion von Billigmasken in Asien wieder für den Weltmarkt an. Das alte Geschäft von Klam und seiner Frau Diana Notz-Klam läuft heute nur schleppend an. Corona macht sich doch sehr deutlich bemerkbar.

Peter Nußbaum, der Bürgermeister der Gemeinde Lichtenstein, ist fasziniert von den Erzählungen Klams. Seine Gemeinde denkt schon seit einer Weile darüber nach, Poloshirts mit dem Logo der Gemeinde besticken zu lassen. Corporate Identity – nach innen und nach außen – wäre das. Vielleicht ist das ein neuer Auftrag für die Klams. Und auch die Masken mit grüner Sonnenblume haben ihren Charme.

In Hayingen-Kochstetten begrüßte uns ein haariges-verstaubtes Knäuel Hund freudewedelnd. Molly, eine Mischung aus Westerwälder Kuhhund und Border Colly, freute sich tierisch, uns zu sehen. Und ich hatte gleich etwas zu streicheln. Mollys Frauchen, Uschi Gorzelany, managed zusammen mit ihren Eltern den Biohof Gorzelany. Unweit des Großen Lautertals verfügt der Familienbetrieb über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von rund 70 ha. Auf den Ackerflächen wächst vielfältiges Gemüse, auf den Wiesen und Weiden leben jetzt im Sommer einige Mutterkühe, ihre Kälber und ein Stier.  Und dann gibt es da noch das Prunkstück: Den Wohlfühlstall für 3000 Legehennen. Weitere 1500 Hennen sind in einem weiteren Wohlfühletablissement untergebracht. Für das Wohlgefühl sorgt ausreichend viel Platz, und viel Abwechslung und Ablenkung für die Hennen. Denn so ein Huhn, das weiß die gelernte Agrarwirtin Gorzelany, „macht pro Tag so rund 50.000 Pickschläge.“ In viel zu engen Gehegen oder in der Käfighaltung führt das schnell zu Kannibalismus unter Hühnern.

Bei Gorzelanys ist das völlig anders. Wir stülpen uns grüne Hygieneanzüge über und schlüpfen in Plastiksäcke für die Füße, um den Stall zu begutachten. Schnell scharen sich die Hennen um uns, sind fasziniert von unseren Plastikfüßen und picken begeistert drauf los. Um das Pickgelüst zu befriedigen und damit es den Hühnern nicht langweilig wird, gibt es im Stall beispielsweise Picksteine, Luzerneballen zum Scharren, Sandbäder. Uschi Gorzelany hat mit diesem Stall einen von gerade mal 25 Hühnerställen deutschlandweit geschaffen, der den Vorgaben des MuD Tierschutz Demonstrationsmodell entspricht. Und darauf ist sie zurecht stolz.  Denn ihren Legehennen geht es gut im geräumigen Strohstall mit kleinem Auslauf für den Winter und zwei weitläufigen Grünweiden für den Sommer. Die Eier werden direkt im Hofladen, auf Märkten, im Eierhäusle und über die Packstelle verkauft.

Durch Corona wurde es vor allem still rundum den Hof der Gorzelanys. Tagsüber fuhren kaum noch Autos vorbei.  Die Ruhe war herrlich. Luft und Natur regenerierten sich. Für die Gorzelanys wurde es jedoch anstrengender. Denn plötzlich fehlte die Studentin aus Russland, die eigentlich ein Praktikum machen wollte. Plötzlich brachen auch andere Aushilfskräfte weg. Die Arbeit blieb allein an der Familie hängen.  Zum Herbst wird es endlich jemanden geben, der eine Ausbildung auf dem Biohof macht. Uschi Gorzelany freut sich schon heute auf die Unterstützung.

Es war ein wunderschöner Besuch auf einem tollen Hof und bei sehr sympathischen Menschen.