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26.07.2020

Albtour 2020 - Tag 4

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Den vierten Tag meiner Albtour sind wir etwas ruhiger angegangen, immerhin ist Sonntag. Am Vormittag besuchten wir bei Meidelstetten meinen alten Freund Willi  Wolf. Er hat im vergangenen Jahr einen Teil seiner Stallungen und die Ferienblockhütten an Rebecca und Bernhard Podlech verkauft – und jetzt leben Willis Albbüffel sozusagen im Islandpferdegestüt Hohenstein. Die Mittagspause verbrachten wir im großartigen Adler in Meidelstetten. Und am Abend waren wir dann noch in der Hohensteiner Hofkäserei Rauscher.

Seit Mitte letzten Jahres leben Willis Albbüffel friedlich mit seinen Rindern, den Isländer Pferden der Podlechs und noch einigen Pensionspferden zusammen. Und das klappt gut. Rund 120 Pferde leben inzwischen auf dem Islandpferdegestüt. Die Podlechs züchten, bilden sie aus und verkaufen sie. Und sie bieten Reitkurse für Reiter mit eigenen Pferden an – auch auswärts. Ihr Gestüt läuft gut – auch wenn der Corona Shutdown natürlich auch zur vorübergehenden Schließung führte. Aber die Arbeit auf dem Hof ging natürlich unvermindert weiter. Beide haben einen Namen bei den Freunden der Islandpferde: Bernhard Podlech nahm im vergangenen Jahr an der Islandpferde-WM in Berlin teil. Und Rebecca Podlech war zweimalige Schweizer Meisterin. Islandpferde sind die Passion der beiden. Und die können – wenn sie die gute Ausbildung auf dem Gestüt genossen haben, den Tölt im perfekten Viertakt gehen. Der Tölt ist überhaupt die Gangart der Isländer. Sie ist an ein Gen gebunden, das nur bei bestimmten Pferderassen vorkommt. Und das Schönste: Tölt ist äußerst angenehm für die Reiter, denn im Gegensatz zu Trab und Galopp sitzen Reiter*innen fast erschütterungslos auf einem locker schwingenden Rücken. Damit die Isländer ihre Ausdauer trainieren, gibt es bei den Podlechs sogar ein Fitnesslaufband für Pferde. Willi Wolf hat die Zeit im Corona-Lockdown gefallen. „Es war eine himmlische Ruhe“, schwärmt er. Und wenn man ihn fragt, was er eigentlich so treibt, mit ein paar Büffeln und ohne große Stallungen, dann lehnt er sich zufrieden zurück und sagt: „Nix.“

Unsere Mittagspause haben wir dann im lauschigen Garten vom Adler in  Meidelstetten verbracht. Dort sitzt es sich wunderschön und die vegetarische Lasagne war lecker. Ich fühle mich immer wieder  sehr wohl im Adler – oben auf der Alb. Die Zeit danach am Nachmittag war dann mal zum Verschnaufen da. Am Sonntag muss das mal sein.

Und am Abend führte uns ein kleiner Spaziergang zur Hohensteiner Hofkäserei, die rund einen Kilometer von Ödenwaldstetten entfernt liegt. Vor 33 Jahren stellte Helmut Rauscher seinen Betrieb auf ökologischen Landbau um. Seit 29 Jahren betreibt die Familie eine Hofkäserei. Neben Helmut Rauscher und seiner Frau Karin Delessert arbeiten und leben im Moment vier Generationen der Familie auf den Hof. Der Älteste ist 93, der Jüngste gerade einmal drei Wochen alt. Büffel und Kühe sorgen für die Milch. Acker- und Grünland fürs Viehfutter. Rauscher und seine Frau arbeiten vorwiegend in der Käserei und im Hofladen, denn ein Drittel der Produktion wird üblicherweise dort verkauft. Ein weiteres Drittel verkauft sich auf Eventmärkten, und das letzte Drittel an Wiederverkäufer oder direkt an Restaurants. Corona machte diesem Konzept einen Strich durch die Rechnung. Plötzlich brachen durch den Lockdown die Einnahmen ein. Doch in Corona-Zeiten gab es Solidarität. Auch eine Restaurantbesitzerin in Stuttgart, die ihren Käse immer von der Hofkäserei bezogen hatte, musste schließen. Regionalvermarktung von Produkten war aber während des Lockdowns noch erlaubt. Also sattelte sie um, rief eines Tages bei Rauscher an und bestellte gleich einen ganzen Kühlschrank voll Käse.

Seit die Lockerungen erlaubt sind, stürmen die Menschen den Hofladen. Da kommen die alten Stammkunden, aber auch sehr viele Touristen aus ganz Deutschland, die ihren Urlaub gerade auf der Schwäbischen Alb verbringen. Rauscher ist gespannt, wie lange dieser Boom noch anhält. Und wie dann Herbst und Winter aussehen werden. Denn so richtig sicher kann sich ja niemand sein, ob Corona nicht noch einmal schlimm wird fürs Ländle. Da lobt er sich seine Büffel. Wenn von denen beispielsweise einer Läuse hat, lassen die anderen ihn nicht mehr in die Herde hinein. Wenn er es versucht, wird er rausgeschmissen und in die einsame Quarantäne geschickt. So schützen sie die Herde vor Ansteckung. Erst wenn das Tier behandelt wurde und völlig lausfrei ist, darf es wieder kuscheln und dazugehören. Die Menschen sind nicht so. Da  gibt es immer noch viel zu viele Unvernünftige, die meinen, Corona sei doch nicht so arg. Rauscher ist überzeugt: „Die könnten von den Büffeln noch viel lernen.“