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27.07.2020

Albtour 2020 - Tag 5

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Heute begann es mit vielen Tieren und gutem Käse. Wir besuchten die Hofkäserei Altschulzenhof in Münzdorf. Und das war wirklich ein wunderschöner Termin. Nach einem Mittagessen im Bootshaus in Bichishausen ging es hoch zu den Steighöfen, um nach meinem Lieblings-Landwirt Frank Siefert zu sehen. Und zu guter Letzt ging es nach Ehestetten zum Hotel Rose, wo wir ab heute übernachten. Nur einige hundert Meter vom Hotel entfernt besuchten wir am späten Nachmittag noch das Gemüsefeld der Familie König.

Am Vormittag gingen wir erst einmal mit Kühen spazieren. Denn Elisabeth Engst von der Hofkäserei Altschulzenhof in Hayingen-Münzdorf hat uns mit zum Weidenwechsel mitgenommen. Die Landstraße wird dabei kurzfristig abgesperrt, die Kühe muhen aufgeregt, und dann geht es los. Mia humpelt als letzte Kuh hinter der Herde her. Sie hat sich bei den Rangkämpfen im Frühjahr an der Schulter verletzt und hinkt seither. Im Kuhtrab wandern wir zusammen mit 35 Tieren durch den angrenzenden Wald zu einer saftigen Weide oben auf dem Hügel. Von der neuen Weide auf dem Hügel haben die Rinder sogar einen Blick bis zu den Alpen. Else schmatzt und mampft sofort drauf los, als sie oben angekommen ist. Sie ist die Hochleistungskuh vom Altschulzenhof. In ihren Anfangsjahren gab Else 40 Liter am Tag. Im Schnitt geben die Kühe von Elisabeth Engst und ihrem Mann Anton 500 Liter Milch am Tag.

Mehr Tiere will Elisabeth Engst gar nicht haben, ihre 35 reichen ihr. Daraus machen sie in ihrer Käserei rund 50 Kilo Käse. Und die wird die Familie auch wieder los, über den Hofladen, Wochenmärkte oder Restaurants. Oder eben bei einem Picknick unter einer schönen Linde, das mit uns auf dem Hügel stattfand. Unten im Altschulzenhof bietet die Familie Engst Landwirtschaft zum Anfassen. Wenn Familien sich in ihren Ferienwohnungen einmieten, können die Kinder mit zur Weide kommen und die Kühle melken. Und außerdem sind da noch die Gigolos, süße flauschige Zwergseidenhühner – auch zum Anfassen. Wer lieber Hunde oder Katzen streichelt, kann das auch machen. Denn da ist die Australian Sheperd Hündin Mia – und die hat sogar schon fünf kleine verlassene Kätzchen mit ihrer Milch aufgezogen. Inzwischen ist Mia Kätzchen-Oma, denn eine ihrer Katzentöchter hat soeben Junge bekommen. Und das sind total süße Dinger.   

Nach einem Mittagsimbiss im Bootshaus an der Lauter ging es in steilen Kurven hinauf zu den Steighöfen von Bichishausen. In einer Haarnadelkurve schmiss es prompt den Martin aus der Kurve – und nach einem Krankenhausbesuch am Abend ist klar, er fährt nicht mehr mit dem Fahrrad, sondern mit dem Begleitauto, das wir genau dafür mit dabei haben.

Oben angekommen wurden wir wie immer herzlich von Frank und Linda Siefert in Empfang genommen. Sieferts sind hier in der Höhe die ersten Biobauern, die ihr Schweinefleisch an die Familie Tress und ihr Hotel Rose lieferten. Doch die Schweine gibt es nicht mehr. Siefert ist zufrieden mit seinen rund 65 Milchkühen, sieben Pferden und einigen Hühnern. Und mit seiner Biomilch fährt er gut, denn die Nachfrage steigt ständig. Allerdings lassen die Preise für die Bauern zu wünschen übrig. Statt möglicher 62 Cent gibt es zurzeit nur 46 bis 50 Cent pro Liter. Lidl und Aldi, so erzählt Siefert, haben ihre Preise im Laden für Bio-Milchprodukte erhöht, aber an die Bauern geben sie das nicht weiter. Da wird gefeilscht und versucht, die Preise noch zu drücken. Der Skandal in der Schlachtbranche jetzt in Zeiten von Corona, die unzumutbaren Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen und der durchgetaktete Schlachtbetrieb kann nicht nur Siefert auf die Palme bringen. 25.000 Schweine werden bei Tönnies in Rheda Wiedenbrück täglich geschlachtet. Und die müssen von den Bauern dann auch täglich angeliefert werden. „Das ist keine Landwirtschaft mehr, das ist nur noch Industrie“, sagt Siefert. Kleine Schlachthäuser haben hohe Auflagen, die ihnen die Arbeit schwer machen. Viele von ihnen geben auf. In Rottweil, so Siefert macht der Schlachthof zu, in Tuttlingen und sogar in Metzingen schließen die Schlachthäuser.  Dabei könnten gerade kleinere Schlachthöfe und kleinere Höfe die heutige Misere lösen, meint der Landwirt. Seiner Meinung nach sollte es ein Gesetz geben, das Tiertransporte nur für eine Strecke von allerhöchstens 50 Kilometern erlaubt. Das würde dazu führen, dass alle 50 Kilometer ein Schlachthof stehen müsste. Auf der Schwäbischen Alb im Wahlkreis 61 stände der Schlachthof dann in Offenhausen.

Am späten Nachmittag fahren wir nach Ehestetten zum Hotel Rose, in dem wir ab heute übernachten werden. Rund 1000 Meter weiter liegt der Acker von Heidrun König. Hier experimentiert die Landwirtin, die mit ihrem Mann einen Hof bewirtschaftet, mit Gemüse der Saison. Pastinaken wachsen da und Möhren, Kürbisse kommen langsam raus und Salate, Melonen und Mangold sind aktuell ganz frisch zu haben. Wenn die Familie Tress für die Rose oder die Wimsener Mühle Gemüse brauchen, erntet sie auf Bestellung, und dann kommt der Salat frisch vom Feld direkt auf den Teller. Frischer geht es nicht.