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31.07.2021

Albtour 2021 – Tag 10

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Der letzte Albtour-Tag war ein Verkehrstag, der sehr interessant und sehr schön war. Zusammen mit Winne Hermann starteten wir in Pfronstetten-Aichelau bei der Firma Paravan und wurden in die beeindruckende Welt der mobilen Möglichkeiten für behinderte Menschen eingeführt. Von dort ging es weiter zum Bahnhof Münsingen, wo wir mit Sonderzug und Dampflok der Schwäbischen Alb-Bahn ein Stück Alb erleben durften und uns mit Bürgermeister Mike Münzing und SAB-Chef Bernd Weckler über die technologische Zukunft der Bahn auf der Alb auszutauschen.

Roland Arnold ist gelernter KFZ-Mechaniker. Er begann mit einem Reifenhandel. Doch dann hatte er irgendwann die Vision, Menschen mit Handicaps ihre Mobilität zurück zu geben. Und da wurde er zum Tüftler. Inzwischen baut er neben individuellen hochwertigen Rollstühlen mit seiner Firma Schaeffler-Paravan Marken-Autos so um, dass sie von Menschen mit Behinderungen gefahren werden können. Arnold sagt, er verkauft Teilhabe und Lebensqualität. Wer keine Arme und keine Beine hat, lenkt sein Auto beispielsweise mit einem Joystick unter der Achselhöhle. Der Vier-Wege-Joystick, der für Gas, Bremse, links und rechts steht, ersetzt in den Paravan-Fahrzeugen Pedale und Lenkrad. Space Drive nennt sich die Technologie. Wir alle zusammen mit Winne Hermann und den Landtagsabgeordneten Cindy Holmberg und Thomas Poreski sind beeindruckt. Denn das ist einfach revolutionäre Technologie für die Behindertenmobilität. Als wir uns in den Tesla mit Joystick setzen, fehlen Lenkrad und Pedale und der Wagen lässt sich sowohl vom Fahrersitz als auch vom Rücksitz aus fahren. Rund 170 Beschäftigte hat die Firma von Roland Arnold inzwischen. Und er hat Großes vor. Auf einem alten Militärgelände in Hohentangen-Mengen, direkt neben dem Flugplatz, entsteht gerade ein New Mobility Campus. Hier sollen neue Technologien der Mobilität erprobt und getestet werden, natürlich auch das autonome Fahren. Arnold denkt groß: Hier will er Start Ups, Unternehmen und Global Player ansiedeln, die  u.a.  auf den Gebieten der Künstlichen Intelligenz, der Medizintechnologie, Robotik oder der Mobilität forschen und testen. Und natürlich hat auch seine Firma Paravan längst autonome Möglichkeiten entwickelt, die sie in Fahrzeuge einbauen können – bisher sind das noch Prototypen, doch die autonom fahrende Zukunft wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Zusammen mit Winne Hermann, seiner Mitarbeiterin im Landtag, Kerstin Steglich und Cindy Holmberg, der Landtagsabgeordneten des Wahlkreises hier oben auf der Alb, fahren wir zusammen zum Bahnhof nach Münsingen, wo wir Bernd Weckler, den Chef der Schwäbischen Alb-Bahn und sein Team von Schaffner:innen, Betriebsleitern und Lehrlingen treffen. Mike Münzing, der Bürgermeister von Münsingen stößt zu uns, und wir alle setzen uns mit dem Sonderzug der Schäbischen Alb-Bahn in Bewegung – gezogen von einer alten Dampflok, die wir vor wenigen Jahren noch im Lokschuppen gesehen haben, wo sie minutiös restauriert wurde. Am Bahnübergang von Marbach erzählt uns Weckler vom dramatischen Unfall, der sich hier im Januar ereignet hat. Zwei seiner Mitarbeiter wurden schwer verletzt, als ein Müllwagen die Bahnübergangssignale übersah und mit dem Triebwagen kollidierte. Und das war nicht der erste Unfall. Hier müssen unbedingt Halbschranken her, um den Übergang besser zu sichern, das ist klar. Bürgermeister Mike Münzing rettet derweil eine dicke grüne Raupe mit blauen Streifen davor, überfahren zu werden und trägt sie über die Straße. Ein Schmetterling wird das eines Tages danken.

Wieder im Bahnhof Münsingen entspannen sich Gespräche über die Verkehrs-Zukunft in Münsingen und die der Schwäbischen Alb-Bahn. Es ging um Radwege, um autonom fahrende Busse und Ideen für eine Wasserstoffstrategie der Schwäbischen Alb-Bahn. Wenig später fährt der Freizeit-Express im Bahnhof ein. Das neuste Schmuckstück der SAB ist ein Fahrradwaggon, in dem 72 Fahrradständer auf die Räder von Tagesausflügler:innen warten. Jeden Samstag um 9:20 Uhr startet der Zug derzeit mit dem Fahrradwagon von Ulm aus auf die Alb. Und in diesem Zug gibt es erstmals auch die viersprachige Zugdurchsage der Schwäbischen Alb-Bahn. Die Passagiere werden auf Deutsch, Englisch und Französisch begrüßt. Die vierte Durchsage erfolgt schwäbisch: „Grüß Gott liebä Fahrgäscht – jetz fahrn ma zua!“

Die 13. Albtour ließen wir auf der Terrasse des Gasthofs Lamm in Ödenwaldstetten ausklingen. Und morgen werden wir zurück nach Reutlingen abfahren. Dann hat auch diese verflixte 13. Albtour ihr Ende gefunden. Und verflixt war sie überhaupt nicht. Sondern wieder einmal äußerst interessant und wunderschön.

Tourplan 2021