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24.07.2021

Albtour 2021 – Tag 3

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Heute startete der dritte Tag meiner Alb-Tour auf dem Münsinger Markt, wo ich mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kam. Gegen Mittag stieß Maria Heubuch zu uns, und begleitete uns den ganzen Tag lang. Es ging zum Altschulzenhof in Münzdorf, wo wir uns mit sechs Landfrauen austauschten. Zurück in Münsingen besuchten wir später den Biohof Pfleiderer auf der Fauserhöhe und bestaunten frisch geborene Ferkelchen. Und zu guter Letzt trafen wir uns am Abend mit einem Jungbauern der Schwäbischen Alb.

Ein Markttag in Münsingen ist beschaulich. Auf dem kleinen Platz am Rathaus drängen sich ein paar Gemüsestände neben Käse, Eiern, Obst und Most. Die Menschen kommen gerne. Andrea Weiss verkauft hier jeden Samstag Gemüse aus biologischem Anbau. Seit Corona erlebt auch ihre Alb-Bio-Kiste einen Aufschwung. Und wer die nicht online bestellen kann, darf auch gerne bei ihr anrufen. Weiss ist eine alte Bekannte, sie habe ich vor Jahren auf meiner vierten Albtour besucht. Und auch Elisabeth Gorzelany treffen wir am Eierstand wieder, deren Hühnerhof wir im vergangenen Jahr besucht haben. Wenig später steht plötzlich Markus Mörike von der Samariter Stiftung vor mir und wir plaudern eine Weile. Auch ihn und seine Stiftung haben wir schon auf meinen Albtouren besucht. Aber natürlich ergibt sich auch immer wieder ein kleiner Schwatz mit Bürgerinnen und Bürgern aus Münsingen. Es ist toll, auf diese Weise die Menschen in meinem Wahlkreis kennenlernen zu können.

Schon auf dem Markt nieselregnet es ab und zu. Irgendwann gegen Mittag stößt die ehemalige grüne Europaabgeordnete Maria Heubuch zu uns. Und auf dem Weg nach Münzdorf erwischt uns alle auf den letzten Metern dann ein richtiger Schauer. Elisabeth Engst hat vorgesorgt. Für uns und für die Landfrauen sind im Heuschober Biertische und Bänke aufgestellt und sie verköstigt uns mit leckerer Molke und köstlichem Käse – natürlich von ihrem Altschulzenhof. Im Gespräch wird es schnell politisch. Der ländliche Raum ist ein Stück weit abgehängt, da sind sich alle einig. Es fehlt an Schulen, an Ärzt:innen, die Infrastruktur lässt zu wünschen übrig. Wenn Bauern und Bäuerinnen nur noch überleben können, wenn 50 Prozent ihrer Einnahmen aus Subventionen bestehen, dann läuft da etwas gewaltig schief. Und deshalb, so findet Maria Heubuch, braucht es dringend kleingliedrigere Strukturen im ländlichen Raum. Und dem kann Cindy Holmberg, die auch ein paar Tage bei uns mitfährt, nur zustimmen. Immerhin ist die neue grüne Abgeordnete im Stuttgarter Landtag inhaltlich zuständig für den ländlichen Raum. Wir diskutieren weiter über die Pflegesituation in Deutschland, über die dringende Notwendigkeit, dass Arbeit in der Pflege aufgewertet werden muss, dass Frauenberufe überhaupt besser bezahlt werden müssen, damit diese Arbeit wirklich wertgeschätzt wird. Doch irgendwann taucht da ein kleines Knäuel auf, das in einer Wollmütze zu uns getragen wird. Es ist ein winziges Katzenkind, das Elisabeth Engst und ihre Familie gestern beim Heumachen gefunden haben und jetzt mit einem kleinen Puppenfläschchen voll Milch großziehen. Ich bin hin und weg und kann nicht anders: Ich muss das Katzenbaby mal vorsichtig in meine Hände nehmen. Und es nuckelt sogar als ich es füttere. Später lerne ich auch noch das junge Kalb vom Altschulzenhof kennen. Es tobt an seinem Seil mit Begeisterung durch den Hof und macht Bocksprünge.

Und auch bei Karl-Heinz Pfleiderer in Münsingen bin ich in Sachen Getier voll auf meine Kosten gekommen. Auf seinem Biolandhof auf der Fauserhöhe leben zurzeit 38 Schweine und rund 42 Rinder. Und eine Sau hatte gerade gestern ihre Ferkelchen geworfen. Sieben kleine Frischlinge, bräunlich mit kleinen Streifen, wie sie bei den Wildschweinkindern zu finden sind, saugten an den Zitzen ihrer Mutter, als wir in den Stall kamen. Dabei ist die Mutter ein Husumer, und kein Wildschwein. Als Pfleiderer ein Ferkelchen aus dem Koben hebt, um es uns näher zu zeigen, quietscht das Ferkelchen und die Muttersau ist völlig aufgebracht und rennt im Koben wütend hin und her. Als Pfleiderer nach kurzer Weile das Ferkel wieder in den Koben setzt, schnappt die Sau böse nach ihm und schnaubt noch eine ganze Weile lang empört und verärgert. Bei Pfleiderer werden Ferkel nicht schon mit vier Monaten zu Spanferkeln gemacht. Er liefert seine Tiere an den Spitzenkoch Simon Tress aus Ehestetten und der nimmt ein Schwein erst, wenn es mindestens ein Jahr alt ist. Denn erst dann ist das Fleisch wirklich reif. Pfleiderer bringt so ein Tier dann nach Hayingen zum Schlachter, und dort holt sich Tress die zwei Schweinehäften ab und verwertet sie von der Schnauze bis zur Schwanzspitze. Draußen auf der Wiese stehen drei große Sauen, die schon oft geferkelt haben. Die Schwäbisch-Haller ist schon acht Jahre alt. Eine Schwarze ist fünf und bringt gut 350 Kilo auf die Waage.

Zum Abschluss unseres bäuerlichen Tages kam am Abend noch Constantin Rommel, Jungbauer aus Böttingen zu uns. Unser Gespräch drehte sich um die Frage, wie wir die Landwirtschaft zukunftsfähig machen können und zwar sowohl mit Blick auf die Natur als auch auf die Wirtschaftlichkeit für den Landwirt. Und dabei, das betonten Rommel und auch Maria Heubuch, spielt die Regionalität eine große Rolle. Wie es funktionieren kann, erklärte uns Rommel. Er kauft Kälber, die ansonsten zum Mästen nach Spanien transportiert worden wären, um sie auf seinem eigenen Hof mit eigenen Mitteln zu mästen. Anschließend vermarktet er das Fleisch über einen regionalen Metzger mit Gastronomie. Und es funktioniert. Da behaupte einer mal, der globalisierte Markt ließe sich nicht regional austricksen.

Tourplan 2021