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29.07.2021

Albtour 2021 – Tag 8

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Der achte Tag meiner Albtour startete bei strahlendem Sonnenschein und so blieb es den ganzen Tag über. Am Vormittag besuchten wir das erste Living Museum Deutschlands in Buttenhausen. Nach einem Imbiss im Café Ikarus machten wir die Lauter in drei Kanus unsicher. Nachmittags besuchten wir Linda und Frank Siefert oberhalb des Lautertals. Und am Abend haben wir es uns bei Bio-Spitzenkoch Simon Tress in der Rose in Ehestetten so richtig gut gehen lassen – und sind spät mit gut gefüllten Bäuchen zurück nach Ödenwaldstetten geradelt.

Living Museum – das ist eine Bewegung, die in New York begann und einen Raum für psychisch beeinträchtigte Menschen schuf, in denen sie Kunst schaffen und gleichzeitig ausstellen konnten. Solch ein lebendig-lebendes Museum gibt es jetzt erstmals auch in Deutschland und zwar in Buttenhausen bei der BruderhausDiakonie. Die beiden Therapeutinnen Jasmin Schmitt und Dorothea Schwarz haben viele Projekte, die das Living Museum ausmachen. Da ist der kleine Garten direkt neben dem Haus, den sie zusammen mit ihren Klienten angelegt haben und der als Erfahrungs- und heilsamer Inspirationsraum gedacht ist. Auch Christian Freisem, Regionalleiter der Behindertenhilfe und Sozialpsychiatrie, oder Markus Rank, Fachbereichsleiter für den Standort Buttenhausen, nutzen das Plätzchen gern für eine Auszeit und genießen hier die Ruhe. Das Museum selbst birgt einen großen lichten Atelierraum, in dem die Künstler:innen ihre Zeichnungen, Drucke, Gemälde, Collagen und Plastiken schaffen. Und es gibt Räume und Flure, die als Ausstellungsflächen die ganze verblüffende und ausdrucksstarke Vielfalt der Werke zeigen, die hier entstehen. Im Theaterraum steht seit rund 20 Jahren die Körperarbeit im Mittelpunkt, denn auch so lassen sich Gefühle ausdrücken. Und sogar Musik wird hier gemacht. Denn seit einiger Zeit probt eine Band im Living Museum. Und die psychisch beeinträchtigten Menschen können mitproben und sich ausprobieren. Zum Abschied schenkt mir die Künstlerin Andrea Piontek, die hier im Museum  arbeitet, ein Schriftbild: „Wo wir im Leben stehen, entscheidet unser Wille.“ Das passt wirklich. Ich finde, da hat sie Recht.

Der Lauter ist anzumerken, dass es viel geregnet hat. Der sanfte Bach hat ordentlich Strömung und wir können uns gemütlich treiben lassen auf unserem Weg von Hundersingen zurück zum Bootshaus. Nur manchmal driftet das Boot nicht so, wie wir gern wollen, und dann gibt es leichte Kollisionen mit der Uferböschung. Und dreimal rauschten wir mit ziemlichem Wums durch echte Stromschnellen. Das hätten wir der Lauter kaum zugetraut.

Im Garten von Linda und Frank Siefert bei den Steighöfen oberhalb vom Lautertal leben seit kurzem zwei Rehkitze, die Linda mit Lämmermilch großzieht. Inzwischen fressen die beiden schon etwas Gras und gern auch mal Müsli. Am Abend, wenn es dunkel wird, kommen beide auf die Terrasse und spazieren ins Wohnzimmer. Denn hier sind sie in den ersten Tagen hochgepäppelt worden. Und hier schlafen sie noch heute. Die Kitze waren reichlich scheu und nicht wirklich zum Knuddeln geeignet. Aber dafür gab es die zehnwöchige Sona. Ihre schwarz-weiße Mutter warf insgesamt zehn Welpen. Und da Sona die einzige Braune unter ihren schwarz-weißen Geschwistern war, darf sie als einzige des Wurfs bei den Sieferts bleiben.

Nach guten Gesprächen zum Thema Windkraft, für die wir uns beide auf unterschiedliche Art und Weise einsetzen, ging‘s am Abend weiter nach Ehestetten zu Simon Tress ins Hotel Rose. Die Corona-Pandemie und der fast siebenmonatige Lockdown bis Mai dieses Jahres haben die vier Brüder Tress gut überstanden. Niemand von den Mitarbeiter:innen war in Kurzarbeit, sie wechselten alle in die Produktion der TressBrüder Bio Suppen und Eintöpfe, denn diese Sparte war in Zeiten des Lockdowns durchaus gefragt. Und Simon Tress hatte außerdem Zeit, weiter herum zu tüfteln, seine Rezepte zu optimieren oder die Bio-Rohstoffe weiterzuentwickeln. Immerhin hat sein Bio-Fine Diners „1950“, das im vergangenen August eröffnet wurde, damals recht schnell einen grünen Michelin Stern ergattert. Jetzt gibt Tress Vollgas. Denn er spielt jetzt in der Champions League  mit, und da geht es natürlich darum, noch mehr Raffinesse zu entwickeln. Es ist schon erstaunlich, was sich hier getan hat. Vor 13 Jahren, auf meiner ersten Albtour, habe ich die Tress-Brüder auch  schon besucht. Damals begannen sie gerade mit ihrer Suppenproduktion.

Tourplan 2021