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23.07.2022

Albtour 2022 – Tag 3

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Unser dritter Tag der Albtour begann mit Glucken und Küken. Wir besuchten die Hühnerzucht auf dem Oasis Rassegeflügelhof in Trochtelfingen. Von dort ging es weiter zu den Achalm Alpakas in Wasserstetten, wo erst vor wenigen Wochen Fohlen zur Welt gekommen sind. Und zur Mittagszeit trafen wir uns im Café Ikarus in Buttenhausen mit Mitgliedern der Bürgerinitiative „Leise im Lautertal“, um über sommerlichen Motorradlärm zu reden und was dagegen getan werden könnte.

Bei Ansgar Dietz und Carola Loretta Mulorz gackert es ganz schön. Die beiden betreiben seit zwei Jahren eine Hühnerzucht der besonderen Art in Trochtelfingen. Denn gezüchtet werden vorrangig alte Hühnerrassen, die vom Aussterben bedroht sind. Da hockt ein Whiterock Hahn allein im Käfig, weil er sich immer mit Bruder und Cousin streitet und dabei alle Hähne vergessen lässt, dass sie doch mit den Hühnern balzen sollten. Da zetert ein Schwedisches Blumenhuhn im Stall herum und sorgt dafür, dass alle anderen Hühner beginnen, aufgeregt zu gackern. Da kräht ein blauer Maran. Das deutsche Buschhuhn legt grüne Eier. Und die schwarz-weiß gemusterten Dorkings sind angeblich die älteste Hühnerrasse, die es gibt. Dietz erzählt gern von seinen Hühnern. Rund zwölf verschiedene Rassen und 250 Hennen hat er auf dem kleinen Hof.

Die vielen verschiedenen Rassen sorgen für viele bunte Eier, grüne, dunkelbraune, beige und weiße Eier in allen Größen haben Dietz und Mulorz im Angebot. Doch die kann man nicht kaufen. Denn die Vermarktung der Eier und des Schlachtgeflügels erfolgt nur über Patenschaften. Wer beispielsweise 20 Euro monatlich bezahlt, dem liefern die beiden Hühnerzüchter wöchentlich 10 Eier. Leben können beide davon noch nicht, dafür braucht es mehr Pat:innen. In den Morgenstunden legen die Hühner oft ihre Eier in den Stall. Und im Laufe des Vormittags wird dann die Stalltür geöffnet, und sie stürzen sich ins Freie auf die große Wiese mit Bäumen und Sandbad. In kleinen Ställen im Außenbereich leben die Ammenglucken mit ihren Adoptiv-Küken. Diese Glucken, die selbst keine eigenen Eier zum Brüten legen, bekommen von Dietz ein, zwei Fremdeier untergeschoben, weil sie unbedingt brüten wollen. Schlüpfen die Kleinen, ist ihr Gluckentrieb geweckt und sie kümmern sich liebevoll um bis zu 20 Küken, die Dietz ihnen zur Adoption überlässt.

Von den Hühnern ging es am Samstag weiter nach Wasserstetten zu meinen geliebten Alpakas. Bei Herbert Ruch sind wieder ein paar neue Fohlen zur Welt gekommen, die jetzt durch den Stall toben. Zum Beispiel die kleine vierwöchige Anouschka, die ihr Köpfchen zwischendurch mal an meine Schulter schmiegte. Ihr weiches flauschiges Fell ist wirklich zum Knuddeln. Ruch erzählt von zwei bis vierjährigen Kindergartenkindern, die ihn und die Alpakas besucht haben und eine Stunde lang hingebungsvoll mit den Tieren gespielt haben. Die krochen unter den Tieren hindurch, stoben durch den Stall – und die Tiere blieben freundlich und waren nicht aus der Ruhe zu bringen. So sind Alpakas eigentlich immer. Nur wenn sie mit ihren Fohlen draußen auf den Wiesen sind und ein Fuchs auftaucht, können sie auch schon mal aggressiver werden. Denn dann schreit eine der Stuten meist warnend auf, und alle anderen kommen zu ihr und vertreiben den Fuchs gemeinsam. Und der verzieht sich oft schnell, denn er hat Angst vor den scharfen Klauenschlägen, die die Tiere austeilen können.

Unsere letzte Station heute war das Café Ikarus in Buttenhausen. Dort haben wir uns mit Ralf Trommeter, Bettina Last und Sybille Hölz getroffen, letztere ist Ortsvorsteherin von Buttenhausen, und alle drei sind von der Bürgerinitiative „Leise im Lautertal“. Hinzu kam Michaela Gernard, die an einem der Albaufstiege lebt, und der Biker Horst-Rüdiger Meyer auf der Heyde von den „Motorradfreunden Lila“, was auch „Leise im Lautertal“ heißt. Allen gemeinsam ist, dass sie den laut röhrenden Motorradlärm, der an Sommerwochenenden die Menschen im Lautertal – aber auch anderswo – nervt, abstellen möchten. Aber wie?

Eine Untersuchung des baden-württembergischen Verkehrsministeriums hat deutlich aufgezeigt, dass die Lärmbelastung durch Motorräder deutlich höher ist als bei Autos. Die Schwäbische Alb leidet seit Jahrzehnten unter zunehmenden Motorradlärm. Seit 2018 gibt es daher ein Tempolimit vor Ort, danach gelten von Mai bis September an den Wochenenden 300 Meter vor und nach Ortschaften 50 km/h. Das ist natürlich eine Verbesserung. Die Sonderregelung muss aber ausreichend kontrolliert werden.

Was also tun? Fehlende Kontrollen könnten verschärft werden. Die Idee, generell außerhalb von Ortschaften nur noch 70 km/h zuzulassen, sollte unbedingt weiter verfolgt werden. Und natürlich könnte versucht werden, Motorräder generell leiser zu machen, die Lärmgrenzwerte bei der EU-Typenzulassung liegen heute bei 77 Dezibel. Die Werte werden aber häufig nicht eingehalten. Zehn Jahre kämpft die BI „Leise im Lautertal“ inzwischen schon für ruhige und erholsamere Wochenenden für die Anwohner:innen. Und der Kampf geht weiter. Ich werde mich auf jeden Fall schlau machen und sehen, wie ich diesen Kampf unterstützen kann.