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25.07.2022

Albtour 2022 – Tag 5

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Tag fünf meiner Albtour begann auf der Staatsdomäne Maßhalderbuch, wo 26 Häftlinge im offenen Vollzug 265 Kühe und Kälber betreuen und in der Bio-Landwirtschaft arbeiten. Nach einer Mittagspause waren wir bei SchwörerHaus in Oberstetten, um Flying-Spaces zu erkunden. Am späten Nachmittag schauten wir dann in der Pferdepension „Drei Linden Hof“ vorbei. Und am Abend zeigte das Tonfilmtheater im Alten Lager „Der Dritte Mann“ mit Orson Wells. Ein perfekter Tagesabschluss.

Auf der Staatsdomäne Maßhalderbuch begleitete uns meine Kollegin aus dem Landtag, Cindy Holmberg. Begrüßt wurden wir von Betriebsstellenleiter Gerhard Geckler in JVA-Uniform. Denn die alten Gebäude der weiträumigen Hofanlage, die 1616 vom Kloster Zwiefalten erbaut wurden, beherbergen seit 1956 eine Außenstelle der Haftanstalt Rottenburg. 26 männliche Häftlinge im Alter von 19 bis 72 leben und arbeiten hier heute im offenen Vollzug. Wenn alles gut läuft, werden sie nach und nach zu Freigängern, bevor sie nach etwa zehn Monaten ganz entlassen werden. Häftlinge mit schweren Straftaten kommen in der Regel nicht hierher. Ein großer Teil sitzt wegen Drogendelikten und kann auf der Domäne, wenn er will, am TAS teilnehmen, also am Programm therapeutische Arbeit für Suchtkranke. Das beinhaltet psychologische Betreuung, das beinhaltet aber auch die Arbeit auf dem Anwesen.

„Der Kuhstall ist der Herzschlag vom Hof“, erklärt uns Georg Schulze-Schilddorf, der landwirtschaftliche Betriebsleiter vor Ort. „Und die Melkzeiten geben den Takt vor.“ Das schafft Strukturen, wo vorher oft keine waren. Im Stall bei der Arbeit mit den Tieren entsteht sehr schnell Verantwortungsgefühl. Und natürlich ist es selbst für angeblich hartgesottene Männer toll, wenn sie dabei helfen, dass ein Kälbchen geboren wird. Der Bambi-Effekt wirkt immer. Da öffnet sich was bei allen Menschen, sagt Schulze-Schilddorf.

Die Domäne Maßhalderbuch ist seit 1996 ein Biobetrieb. Für die Kühe und Ochsen gibt es Grünflächen, Kartoffeln werden angebaut und dann sind da noch Hühner, Gänse und Enten.  Das Fleisch wird direkt vermarktet und in Metzgereien und Hofläden verkauft. Die Milch nimmt eine Privatmolkerei in Bayern ab und Getreide der Bäcker Beck.

In Oberstetten fahren wir zur Bäckerei Raach, um dort eine kurze Mittagspause zu machen. Und wenig später sitzen wir schon mit Johannes Schwörer, dem Geschäftsführer des Unternehmens SchwörerHaus zusammen und fachsimpeln über Nachhaltigkeit und die ökologischen Produktionskreisläufe, denen sich das Unternehmen verpflichtet fühlt. Denn gebaut wird mit Holz aus nachhaltig bewirtschafteten heimischen Wäldern. Schwörer ist bekannt für seine Fertighäuser und seit 2011 entwickelt er Flying Spaces, also Häuser die im Modulbau im Werk in Oberstetten gebaut, dann auf einem Truck zu ihrem Bestimmungsort gebracht und dort aufgebaut werden. Im Werk entsteht so nicht nur die Hülle eines Hauses, sondern ein Haus mit einer Innenraumaufteilung ganz nach Wunsch, mit Elektroinstallationen, Sanitäranlagen, Fußböden und bei Bedarf auch Küchenzeilen. Etwa 40 Quadratmeter Wohnfläche hat ein Flying Space, die Häuser können aber auch kombiniert werden und so die Wohnfläche vergrößern.

Flying Spaces können auf erschlossenem Bauland errichtet werden, aber noch wichtiger: sie eignen sich hervorragend zur Nachverdichtung in Städten, etwa indem sie auf die Dächer von Garagen oder Wohnhäuser gesetzt werden. In Reutlingen entstanden so in der Kurt-Schuhmacher-Straße in Zusammenarbeit mit der GWG Reutlingen vier Flying-Space-Wohnungen auf bereits existierenden Garagen. Auf den Dächern in unserem Land, das weiß Schwörer, gibt es über eine Million Bauplätze, die bisher noch ungenutzt sind.

Am späten Nachmittag besuchten wir noch die Pferdepension Drei Linden Hof bei Ödenwaldstetten. Manuela Erkner und ihre Töchter träumten früher immer von einem kleinen Unterschlupf für sich und ihre Pferde. Der Drei Linden Hof ist die Verwirklichung dieses Traums, nur ist er gleich XXL ausgefallen. Doch das stört die drei heute nicht mehr. Tochter Jana macht schon die Ausbildung zur Pferdewirtin, Lena geht noch zur Schule und denkt eher daran, später die betriebswirtschaftliche Seite des Hofes zu übernehmen. 45 Pferde werden bei den Erkners in Vollpension verpflegt. Putzen und bewegen müssen die Besitzer ihrer Tiere selbst. Neben Reitstunden bieten die Töchter, die selbst Turniere reiten, auch entsprechendes Pferdetraining für Turniere an.

Am Abend brauchen wir nach einem wirklich heißen Tag Entspannung. Deshalb fahren wir – nach einem tollen Vesper in Speidels Braumanufaktur – ins alte Tonfilmtheater im Alten Lager bei Münsingen. Dort wird „Der Dritte Mann“ gezeigt. Entspannende Spannung in Schwarz-Weiß.