Inhalt

29.07.2022

Albtour 2022 – Tag 9

22-07-29_Albtanne_3_Tag9 22-07-29_Albtanne_Tag9 22-07-29_Albtanne_4_Tag9 22-07-29_Albtanne_2_Tag9 22-07-29_Albtanne_5_Tag9 22-07-29_Truppenübungsplatz_Tag9 22-07-29_Kunst_2_Tag9 22-07-29_Kunst_5_Tag9 22-07-29_Kunst_4_Tag9 22-07-29_Kunst_3_Tag9 22-07-29_Kunst_Tag9 22-07-29_Diakonieverband_2_Tag9 22-07-29_Diakonieverband_4_Tag9 22-07-29_Diakonieverband_Tag9 22-07-29_Diakonieverband_3_Tag9 22-07-29_Schwimmbad_Tag9 22-07-29_Schwimmbad_2_Tag9 22-07-29_Schwimmbad_3_Tag9 22-07-29_Schwimmbad_4_Tag9 Route_Tag9
<
>

Tag neun meiner Albtour begann bei der Albtanne bei Bad Urach, wo künftige Bio-Christbäume heranwachsen. Danach besuchten wir in Trailfingen Marie-Louise Brändle und ihre Kunst aus Beton im Garten. In der Karla 5 in Münsingen trafen wir uns mit Mitarbeiter:innen der Diakonischen Bezirksstelle Münsingen / Diakonieverband Reutlingen. Und gegen Abend zeigte uns Münsingens Bürgermeister Mike Münzing das sanierte Freibad seiner Stadt und das im Bau befindliche Hallenbad direkt daneben – künftig ein fantastisches Kombi-Bad.

Am neunten Tag meiner Albtour schloss sich uns Sebastian de Lenardis an, grünes Gemeinderatsmitglied in Münsingen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Bad Urach. Auf der Grenze zwischen Römerstein und Hengen trafen wir dann Martin Länge und seine Frau Vesna Trost auf ihrer biozertifizierten Weihnachtsbaumplantage. Hier gibt es an den Adventswochenenden Christbäume in Bioland Qualität. Shrobshire Schafe, die die Bäume nicht annagen, sorgen dafür, dass das Unkraut nicht überhandnimmt. Ende Mai haben viele der kleineren Pflanzen Frostschäden davongetragen, ihre Nadeln sind büschelweise braun. Länge experimentiert jetzt mit Biostimulanzien von BioFa aus Münsingen. Mit Hilfe von deren biologischen Pflanzenstärkungsmitteln sollen die Tannenbäume stressresistenter werden, etwa gegen Wassermangel. 15 verschiedene Nadelbäume hat er im Angebot, von der allergikerfreundlichen Schwarzkiefer, über verschiedenste Fichtensorten bis hin zur Küstentanne, die wunderbar nadelig duftet. In der Vorweihnachtszeit tummeln sich an manchen Sonntagen bis zu 500 Menschen zwischen seinen Albtannen. Sie alle wollen Weihnachten unter einem Bio-Baum sitzen. Und manche haben dabei ganz eigene Vorstellungen. Dann heißt es: „Ich hätt gern den hässlichsten Baum, den Sie haben, denn der soll es zu Weihnachten auch mal schön haben.“

Nach einer Mittagspause im Gasthof Lamm in Bad Urach fahren wir nach Trailfingen, wo Cindy Holmberg, grüne Landtagsabgeordnete aus dem Landkreis, zu uns stößt. Im Garten von Marie-Louise Brändle warten schon verschiedene Gäste auf uns, darunter auch der Ortsvorsteher von Trailfingen, Heinz Kurz. Brändle macht Kunst aus Beton, und die eignet sich hervorragend für den Garten, denn ihre Skulpturen und kleinen Dekorationen sind frostsicher. Da liegen Herzen unter Büschen, Frauenköpfe tragen kleine Pflanzen anstelle von Haar und ein Paar Kraniche steht stumm vor einem Holzstapel. Vor ihrer Rente arbeitet Brändle überwiegend in Nachtschicht in der Pflege, da war die Arbeit mit Beton ein willkommener Ausgleich. Heute kann sie vom Beton nicht mehr lassen. Eine alte Handtasche wird einfach überbetoniert. Das Hochzeitskleid scheint mit dem Boden verwachsen. Und Vogeltränken macht sie mithilfe von großen Rhabarberblättern. Unter einem Baum sitzt ein Mann und liest. Das ist Jakob, sagt Brändle, und Jakob würde sie nie im Leben wieder hergeben. Denn er ist der perfekte Mann. Der lesende Mann strahlt Ruhe aus – und er ist ruhig. Was will frau mehr.

In Münsingen in der ehemaligen methodistischen Kirche, die heute die Begegnungsstätte „Karla 5“ ist, treffen wir Ina Kinkelin-Naegelsbach, die Dienststellenleiterin der Diakonischen Bezirksstelle Münsingen und fünf ihrer Kolleg:innen. Sie alle bieten hier ein weites Spektrum an sozialer Beratung, Information und Empowerment. Das reicht von der Schuldnerberatung, über die Migrationsberatung bis hin zur Schwangerenberatung. Dienstags vormittags etwa finden regelmäßig Sprechstunden statt, bei denen momentan vor allem Menschen aus der Ukraine mit ihren Papieren kommen können, um sich bei der Antragsstellung helfen zu lassen. Da geht es um Anträge an das Jobcenter oder die Familienkasse, um Unterhaltszahlungen für die Kinder oder den Lebensunterhalt. Mit dabei ist immer eine Dolmetscherin. Unterm Dach in der ehemaligen Pfarrerswohnung ist das digitale Schreibbüro, hier findet zurzeit für Interessierte ein Digitalprojekt statt, bei dem es darum geht, das Internet kennenzulernen, zu lernen wie das mit den Emails so funktioniert und wie soziale Medien funktionieren. Alles in allem wollen wir Medienkompetenz stärken, sagt Kinkelin-Naegelsbach. Wir sprechen noch über die aktuellen Probleme der Sozialberatung – und dann drängt auch schon der nächste Termin.

Beim Freibad von Münsingen treffen wir Bürgermeister Mike Münzing. Das alte 45-jährige Freibad, das hier stand, ist vor rund fünf Jahren von Grund auf saniert worden. Und das ist fantastisch gelungen. Gleichzeitig gab es schon damals die Idee, ein Kombi-Bad zu bauen, also ein neues Hallenbad direkt neben das Freibad zu setzen. Denn die alte Schwimmhalle der Bundeswehr Richtung Auingen ist längst ökonomisch und ökologisch nicht mehr tragbar. Das Hallenbad ist gerade im Bau und davor entstand zuerst ein Freibad, das seinesgleichen sucht. Eine Parklandschaft mit Grillplatz, Sportflächen, einer Adventure-Golf-Anlage und viel Liegeplatz, große Schwimmbecken, eine breite Kinderrutsche und ein Wasserspielplatz bieten Groß und Klein Raum für Begegnung, Bewegung, Sport und Spaß.

Der neue Umkleidebereich des Freibads taugt auch schon für das Hallenbad und verbindet später einmal beide Bäder miteinander. Naturstein fliest hier die Wände, in den Duschen finden sich Nischen für Brillen, in den Schließfächern sind Ladestationen fürs Handy integriert und dann gibt es noch die Toilette für alle. Es versteht sich von selbst, das gesamte Schwimmbad ist barrierefrei.

Andernorts schließen gerade heute aufgrund der Energiekrise die Hallenbäder. Und hier wird eines gebaut. Wie passt das zusammen? In Münsingen sorgen zwei Quellen vor Ort für das Wasser in den Bädern. Die solarthermische Anlage auf dem Dach der Umkleidekabinen sorgt für das warme Wasser im Pool. Photovoltaik auf dem Dach des Hallenbades wird künftig für den nötigen Strom sorgen. Und weitere Wärme wird ein Blockheizkraftwerk liefern, das durch eine Biogasanlage gespeist wird. Warum also aufs Schwimmen und aufs Schwimmen lernen verzichten, wenn‘s auch ökologisch geht?