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30.06.2020

Der Mindestlohn muss wirklich vor Armut schützen

Am Abend des 30. Juli war es so weit. Die Mindestlohnkommission hat verkündet, was sie nach langer Debatte beschlossen hatte: Der Mindestlohn steigt auch in den Jahren 2021 und 2022 an – allerdings zunächst nur in winzigen Schritten. Ab Januar 2021 beträgt er statt der heutigen 9,35 Euro dann 9,50 Euro. Ab Juli nächsten Jahres gibt es ganze 10 Cent mehr. Im Januar 2022 steigt der Mindestlohn dann auf 9,82 Euro und im Juli 2022 auf 10,45 Euro. Das ist definitiv zu wenig. 

Es ist gut, dass die Versuche von Arbeitgeberverbänden und Teilen der Union, vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie den gesetzlichen Mindestlohn auszusetzen und gar nicht zu erhöhen, bei der Mindestlohnkommission weitestgehend auf taube Ohren stoßen. Hier zeigt sich, wie wichtig es ist, den gesetzlichen Mindestlohn durch eine eigens dafür eingesetzte Kommission zu beschließen. Denn die Erhöhung des Mindestlohns darf nicht zum Spielball wechselnder Mehrheiten im Parlament werden.

Allerdings reicht auch der neue Mindestlohn vielen Menschen weiterhin zum Leben nicht aus. Nach zunächst winzigen Erhöhungen um Centbeträge erreicht er erst in zwei Jahren die Höhe von 10,45 Euro. Das ist nicht hinnehmbar. Der Mindestlohn ist eine Frage der Gerechtigkeit. Er muss die Beschäftigten vor Lohndumping schützen und die Unternehmen vor Schmutzkonkurrenz. Und vor allem muss der Mindestlohn eines leisten: Er muss die Menschen vor Armut schützen. Aber genau das ist weiterhin nicht der Fall. Der Mindestlohn muss daher deutlich erhöht werden. Er muss schrittweise, aber dennoch so schnell wie möglich, politisch auf 12 Euro erhöht werden.

Ökonomisch gesehen käme eine solche Erhöhung auch in der Corona-Krise genau zur rechten Zeit. Denn wenn der Mindestlohn deutlich steigt, dann würden Millionen von Menschen jeden einzelnen Euro davon auch ausgeben. Das würde die Nachfrage deutlich stärken und wäre dann auch ein positiver Impuls für die Wirtschaft. Diese Chance sollte genutzt werden.

PM Der Mindestlohn muss wirklich vor Armut schützen