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30.11.2015

Deutschland ist europäisches Schlusslicht, wenn es um die Pflege geht

15-11-30_Pflege_Krankenhaus_SylviaBühler

Bei der Pflege im Krankenhaus ist Deutschland mit 10,3 Patient_innen pro Pflegekraft europäisches Schlusslicht. Grund genug für die Gewerkschaft ver.di, eine Petition im Bundestag einzureichen, um damit auf die dramatische Situation in Deutschlands Krankenhäusern aufmerksam zu machen. Rund 180.000 Menschen unterstützten diese Petition mit ihrer Unterschrift. Die öffentliche Anhörung dazu im Petitionsausschuss war gehaltvoll und wir Grünen unterstützen das Anliegen ohne Wenn und Aber.

Eigentlich heißt es: Gesundheit ist das höchste Gut. Doch die Situation in den Krankenhäusern straft diesen Ausspruch Lügen. Was Sylvia Bühler, Petentin und Mitglied in ver.di-Bundesvorstand, dem Petitionsausschuss berichtete, zeichnete ein drastisches Bild von den Zuständen in deutschen Krankenhäusern: In den Nachtschichten ist in der Regel eine Pflegekraft allein pro Station für 20 oder 35 Patientinnen und Patienten zuständig. Auch Pflegehilfskräfte sind in diesen Schichten allein auf sich gestellt. Die Personaldecke reicht häufig nicht aus, frisch operierte Patient_innen adäquat zu versorgen. Alles in allem: Die Personalbemessung wird dem tatsächlichen Pflegebedarf nicht gerecht.

Diese Situation in Krankenhäusern ist seit Jahren bekannt und hat sich inzwischen zugespitzt. Immer häufiger rekrutieren Krankenhäuser den Personalbedarf über Werkverträge oder Leiharbeit. Und auch die von der Bundesregierung immer wieder aufgelegten Pflegestellen-Förderprogramme haben daran nichts geändert. Das neue Förderprogramm ist finanziell wieder nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Bühler verweist darauf, dass die Krankenhäuser mit diesem Programm häufig ihre Leistungen ausgebaut haben und mehr Patienten aufgenommen haben. Dafür wurden dann einige wenige neue Pflegestellen geschaffen. Doch an den Personalengpässen änderte das gar nichts, denn auch der Arbeitsanfall hatte sich ja erhöht.

Die Diskussion im Petitionsausschuss zeigte deutlich, dass in den vergangenen Jahren in den Krankenhäusern eher massiv Stellen abgebaut wurden. Nach Hochrechnungen von ver.di fehlen derzeit bundesweit 162.000 Stellen, davon allein 70.000 in der Pflege. Ver.di fordert daher bis 2017 endlich die Einführung einer wissenschaftlich gestützten und am realen Bedarf orientierten Personalbemessung für alle Bereiche des Krankenhauses. So dass sich Personalbemessung und tatsächlicher Pflegebedarf endlich aneinander orientieren.

 

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