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01.07.2022

Diskussion um AKW-Laufzeitverlängerung ist Scheindebatte

Seit mehr als zehn Jahren ist der Ausstieg aus der Atomenergie politischer Konsens in Deutschland. Zum Ende dieses Jahres gehen die letzten drei Atomkraftwerke vom Netz. Angesichts sinkender Erdgasimporte und steigender Energiekosten ist jetzt eine Debatte darüber entbrannt, ob die Atomenergie über den 31. Dezember hinaus noch weitergenutzt werden soll. Die Debatte ist eine Scheindebatte. Betreiber, Expert:innen und das zuständige Bundeswirtschaftsministerium sind sich einig – eine Laufzeitverlängerung ist weder machbar noch sinnvoll.

Zur Frage der Nutzung von Atomenergie bleibt eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Der Atomausstieg ist längst beschlossen und trotzdem hat die neue Bundesregierung die Frage der Laufzeitverlängerung zu Beginn der Legislaturperiode aufgrund der großen Energieabhängigkeit mit Russland noch einmal ausführlich geprüft.

Im Ergebnis stimmt das Bundeswirtschaftsministerium mit der Beurteilung von Betreibern, Zulieferern und Fachleuten überein: Eine Laufzeitverlängerung der verbliebenen drei AKW in Deutschland ist keine Option. Die Anlagen sind auf den Auslaufbetrieb zum Ende des Jahres ausgerichtet – der Brennstoff wird dann aufgebraucht sein, das notwendige Personal nicht mehr vorhanden. Und es ist auch einfach nicht möglich, die AKW bis zum nächsten Winter mit Brennstoff zu versorgen – zwischen Bestellung, Lieferung und Einsatzbereitschaft liegt eine Zeitspanne von rund 18 Monaten. Die drei AKWs haben nach Dezember 2022 auch keine gültige Genehmigung mehr, es müssten aufwändige Sicherheitsprüfungen durchgeführt werden und es wären zeitintensive Nachrüstungen notwendig. Laufzeitverlängerungen sind also nicht möglich und außerdem wirtschaftlich mit sehr hohen Kosten verbunden.

AKW können außerdem Erdgas gar nicht ersetzen. Rund 85 Prozent des in Deutschland genutzten Erdgases wird im Wärmebereich von Raumheizungen und in der Industrie in Form von Prozesswärme genutzt. Im Wärmesektor können AKW aber nahezu keinen Beitrag leisten. Abgesehen davon: Es gibt immer noch kein Endlager für radioaktiven Abfall. Und grundsätzlich gilt: Atomkraft bleibt gefährlich und ist ein Sicherheitsrisiko! Statt vermeidbare Scheindebatten zu führen, muss es jetzt darum gehen, politisch verantwortlich mit den Folgen des Krieges in der Ukraine umzugehen und vor allem den Ausbau der Erneuerbaren Energien konsequent voranzubringen. Daran arbeiten wir jetzt entschlossen.