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22.04.2024

Passende Arbeitszeiten sind sozial nachhaltig

Wenn die Union die Arbeitszeit flexibilisieren will und behauptet, das sei zum Wohle von Beschäftigten und Familien, dann ist Vorsicht geboten. Das kam auch bei unserer Anhörung im Ausschuss für Arbeit und Soziales heraus, die wir  zum Antrag von CDU und CSU mit dem Titel „Arbeitszeit flexibilisieren – Mehr Freiheit für Beschäftigte und Familien“ durchgeführt haben. Gefordert wird mit dem Antrag, die Höchstarbeitszeit von acht Stunden pro Tag abzuschaffen und stattdessen die Höchstwochenarbeitszeit von 48 Stunden zur Regel zu machen.

Mit einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit wäre es möglich, zehn oder zwölf Stunden täglich zu arbeiten. Familien mit Kindern oder mit zu pflegenden Angehörigen werden sich sicher nicht freier fühlen, wenn längere Arbeitstage immer öfter zur Regel werden. Zumal das Arbeitszeitgesetz wichtiger Bestandteil des Arbeits- und Gesundheitsschutzes ist. Das betonten auch unsere Sachverständigen, Dr. Amelie Sutterer-Kippling vom Hugo-Sinzheimer-Institut, und Prof. Dr. Jens Schubert von der Leuphana Universität Lüneburg und von verdi.

„Mehr Freiheit für Beschäftigte und Familien“ – insbesondere der Titel des Union-Antrags überzeugt nicht. Im Gegenteil – in einem Modell, in dem die Arbeitszeit von acht Stunden regelmäßig überschritten werden darf, werden Betreuungskonflikte durch gesundheitsgefährdende und verdichtende Arbeit nicht gelöst, sondern verschärft. Ein solches Modell, wie die Union es fordert, begünstigt tradierte Rollenverteilungen und steht der Gleichstellung von Mann und Frau auf dem Arbeitsmarkt entgegen.

Das heißt nicht, dass die Arbeitszeit nicht eine entscheidende Stellschraube für bessere Vereinbarkeitslösungen und damit für mehr Freiheit von Beschäftigten und Familien ist. Denn gerade die Veränderung der Lage der Arbeitszeit kann in vielen Fällen entscheidend dafür sein, dass Beschäftigte mehr eigene Zeitsouveränität erlangen. Bisher hat nur knapp die Hälfte der Beschäftigten selbst Einfluss darauf, wann sie ihre Arbeitszeit beginnen und beenden. Das sollte sich endlich ändern. Denn Unternehmen, die ihren Beschäftigten mehr Zeitsouveränität anbieten, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil in den heutigen Zeiten von Arbeits- und Fachkräftemangel. Passende Arbeitszeiten sind daher sozial nachhaltig für den Arbeitsmarkt.