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23.11.2011

Reallöhne: Deutschland muss gerechter werden

Bei Zahlen muss man genau hinschauen. So auch bei der erwarteten Reallohnsteigerung. Es sind immer durchschnittliche Zahlen und die sagen noch lange nichts über die tatsächlichen Lohnsteigerungen aus. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass vor allem hohe Einkommen höhere Zuwächse haben und die kleinen Einkommen leer ausgehen. Die Regierung muss handeln, damit die Wirkung zukünftig eine andere ist.

Deutschland muss gerechter werden. Und Deutschland kann nur die Wachstumslokomotive Europas bleiben, wenn die Reallöhne steigen und der Binnenkonsum an Fahrt gewinnt. Die Erwartungen von Volkswirten, wonach die Reallöhne deutlich steigen, sind von daher grundsätzlich ein gutes Signal für die Beschäftigten aber auch für die EU-Handelspartner der Bundesrepublik.

Es ist aber zu befürchten, dass auch in Zukunft in erster Linie obere Einkommensgruppen Reallohnsteigerungen zu verzeichnen haben. Deswegen muss die Bundesregierung nun endlich dafür sorgen, dass auch die Reallöhne in unteren Einkommensgruppen steigen. Und zwar insbesondere diejenigen, die eine geringe Sparquote haben. Mehr und höhere Mindestlöhne, aber auch verbindliche für alle Beschäftigten einer Branche geltenden Tariflöhne, sind der richtige Weg. Auch wenn sich die FDP und Teile der Union hartnäckig dagegen wehren. Die Stärkung der unteren Lohngruppen und die Bekämpfung der Tarifflucht muss vorrangiges Ziel der Bundesregierung werden.

Der lang andauernde Trend sinkender Reallöhne muss endlich durchbrochen werden. Wir müssen das Jahrzehnt, in dem Durchschnittsverdienende zwischen 2000 und 2010 Reallohneinbußen zwischen 4,2 Prozent bzw. 93 Euro hinnehmen mussten, hinter uns lassen. Es muss endlich dafür gesorgt werden, dass die Masse der Bevölkerung Einkommenszuwächse zu verzeichnen hat. Denn im vergangenen Jahrzehnt haben nur die oberen 20 Prozent der Einkommensbeziehenden von Einkommenszuwächse profitiert.