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16.07.2023

Ungleiche finanzielle Ressourcen verhindern die Gleichstellung

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Frauen sind in unserer Gesellschaft nach wie vor benachteiligt. Und das macht sich auch bei den ungleichen finanziellen Ressourcen bemerkbar. Die reichen von niedrigeren Löhnen bis hin zu den Steuerungerechtigkeiten der Steuerklasse V. Grund genug für die Grüne Jugend Baden-Württemberg, Jessica Messinger, der Bezirksfrauensekretärin vom DGB Baden-Württemberg, und mich am Wochenende zu einem Panel beim Finta* Rat 2023 nach Stuttgart einzuladen. Es wurde lebhaft diskutiert.

Frauen sind es, die sich öfter um Kinder und Haushalt kümmern, als die dazugehörigen Väter. Sie sind es, die häufiger Familienangehörige pflegen. Und das macht sich finanziell bemerkbar. Der Gender Pay Gap liegt derzeit immer noch bei 18 Prozent in Deutschland. Das heißt, Männer verdienen tatsächlich oft mehr, obwohl sie die gleiche Arbeit wie eine Frau verrichten. Andererseits sorgen aber vor allem auch familienbedingte Auszeiten, Teilzeitarbeit und Minijobs für schlechtere Einkommen von Frauen.

Und diese Situation spiegelt sich auch beim Bürgergeld wieder. Etwa gleich viele Frauen wie Männer erhalten derzeit Bürgergeld. Und dennoch werden Frauen durchgehend schlechter in den Arbeitsmarkt integriert und nehmen seltener an Weiterbildungsmaßnahmen teil. Doppelt so viele Männer wie Frauen finden aus einer Bedarfsgemeinschaft heraus den Weg zurück ins Arbeitsleben. Gleichzeitig sind 92 Prozent der Alleinerziehenden im Bürgergeld Frauen. Und sie alle finden in der Regel nur äußerst selten einen bedarfsdeckenden Job in Teilzeit. Ehegattensplitting, Minijobs und die hohe Teilzeitrate von Frauen, die bei fast 50 Prozent liegt, höhere Auszeiten und die schlechtere Bezahlung führen für Frauen dann auch oft zu Problemen im Alter. Viele sind nicht eigenständig abgesichert. Daher ist Altersarmut weiterhin weiblich.

Eine der wichtigsten Stellschrauben, wenn es um die Gleichstellung von Frauen in unserer Arbeitswelt geht, ist die Arbeitszeit. Denn die Norm des 8-Stunden-Arbeitstages basiert auf Konstruktionsfehler. Sie vergisst, dass wir neben 8 Stunden Arbeit, 8 Stunden Freizeit und 8 Stunden Schlaf auch noch Zeit für die Care-Arbeit brauchen. Die Folge ist, Frauen sind weniger erwerbstätig als Männer.

Unsere Gesellschaft braucht daher mehr Zeitsouveränität in der Arbeit, so dass Beschäftigte stärker darüber mitbestimmen, wo und wann sie arbeiten – und dadurch mehr Zeit für Care-Arbeit haben.  Und diese Möglichkeiten brauchen Frauen und Männer gleichermaßen, denn nur so ist echte Gleichstellung erreichbar, bei der Frauen endlich genauso viel Geld verdienen wie die Männer und Männer sich in gleichem Maße an der Care-Arbeit beteiligen.