Inhalt

10.08.2022

Was folgt auf das 9-Euro-Ticket?

Es ist einfach klar: das 9-Euro-Ticket ist ein voller Erfolg. Über 30 Millionen Tickets wurden verkauft. Viele Menschen nutzten es, um damit zur Arbeit zu fahren. Andere machten Ausflüge in die Umgebung oder besuchten Großstädte und nutzen dort den ÖPNV. Und alle, die eh ein Monatsticket besitzen, freuten sich diesen Sommer über eine deutlich preisgünstigere Monatsfahrkarte. Doch was folgt nun. Soll dieses Angebot etwa sang- und klanglos auslaufen? Wir sagen: Nein!

In einem gemeinsamen Debattenbeitrag machen Katharina Dröge, die Fraktionsvorsitzende unserer Bundestagsfraktion, Oliver Krischer, der Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen und unsere Bundesvorsitzende Ricarda Lang einen wirklichen guten Vorschlag, wie es weiter gehen könnte:

Aus dem 9-Euro-Ticket könnte danach ein 29-Euro-Ticket werden, das zumindest in den Bundesländern oder in Regionen, wie etwa Berlin/Brandenburg oder Hamburg/Bremen/Niedersachsen gültig ist. Eine solche schnelle Anschlusslösung ist sowohl realistisch, weil finanzierbar, als auch so günstig, dass sie echte Anreize für den Umstieg auf Bus und Bahn gibt – auch und gerade für Menschen mit kleinem Geldbeutel. Nur so kann eine Nachfolgelösung ihre klimafreundliche Wirkung entfalten. Sie muss das Bus- und Bahnfahren günstiger und einfacher machen als die Nutzung des Autos.

Und zugleich könnte aus dem 9-Euro-Ticket auch das bundesweite 49-Euro-Ticket entstehen. Beide Tickets würden den Tarifdschungel des bisherigen öffentlichen Nahverkehrs durchbrechen. Die Menschen müssten sich nicht mehr mit undurchschaubaren Tarifwaben und Tarifzonen beschäftigen. Der öffentliche Nahverkehr wäre einfach und leicht handhabbar.

Natürlich hat das 9-Euro-Ticket auch gezeigt, wo es hakt in den Strukturen von Bahn und ÖPNV. Wenn wir die Verkehrswende hin zur Bahn und weg vom Auto umsetzen wollen, müssen wir dringend in das Angebot von Bus und Bahn investieren. Die öffentlichen Verkehrsangebote müssen deutlich ausgebaut und erweitert werden. Die aktuelle Nachfrage ist sehr gut und wenn sie dauerhaft sein soll, dann müssen die Verkehrsunternehmen auch finanziell in der Lage sein, das entsprechend Angebot auch zu stemmen. Sie müssen in den Erhalt und in den Ausbau investieren können und steigende Personal- und Energiekosten auffangen können. Das gilt für die stark strapazierten Verkehrsnetze in den größeren Städten ebenso wie für den ländlichen Raum, wo viele Menschen zurecht erwarten, dass ein bezahlbares Ticket auch mit guten Anschlüssen und Taktungen im ÖPNV einhergeht. Jetzt muss in den Ausbau von Bus und Bahn investiert werden. Deshalb müssen wir auch die Bemühungen der Landesverkehrsminister:innen unterstützen, die Regionalisierungsmittel entsprechend dem Koalitionsvertrag zu erhöhen. Und das muss sich auch im kommenden Bundeshaushalt widerspiegeln. Dessen Entwurf, der derzeit noch verhandelt wird, lässt da noch einiges zu wünschen übrig.

Eine Idee, wie die Nachfolgelösungen des 9-Euro-Tickets finanziert werden könnten, haben die grünen Autor:innen auch schon: Nämlich durch den Abbau des sogenannten Dienstwagenprivilegs. Das sollte künftig zum Beispiel viel stärker den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen berücksichtigen. Die daraus resultierenden Mehreinnahmen für Bund und Länder könnten nahtlos in die Finanzierung der günstigen Tickets fließen. Statt einer Begünstigung, die vor allem Gutverdienenden zugutekommt, können wir so eine verkehrspolitische Maßnahme mit

Breitenwirkung finanzieren, die zugleich einen wirksamen Anreiz zum Klimaschutz setzt.