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18.04.2024

Weniger ist mehr

„Zukunft der Arbeit: Formen der Arbeitszeitverkürzung“ – unter diesem Motto hatten wir bei GewerkschaftsGrün eine spannende Diskussion. Und natürlich stand die 4-Tage-Woche dabei im Mittelpunkt. Mittlerweile geht es in immer mehr Tarifverhandlungen auch um Arbeitszeitverkürzungen. Aber auch in der Gesellschaft wird die Arbeitszeit und hier insbesondere die 4-Tage-Woche diskutiert – und zwar intensiv.

Interessant ist das Thema Arbeitszweit, weil viele Menschen in Zeiten zunehmender Arbeitsverdichtung einfach weniger arbeiten möchten. Nach der BAuA-Arbeitszeitbefragung wünscht sich mehr als die Hälfte der abhängig Beschäftigten (53 Prozent) kürzere Arbeitszeiten. Etwa die Hälfte aller Beschäftigten möchte zudem an weniger als 5 Tagen pro Woche arbeiten. Und eine Studie des WSI der Hans-Böckler-Stiftung, kommt sogar zu dem Ergebnis, dass der Großteil (knapp 73 Prozent) der Vollzeitbeschäftigten einer 4-Tage-Woche zustimmt, allerdings nur wenn sich hieraus keine Erwerbseinbußen ergeben.

Arbeitszeitverkürzung liegt also im Trend. Aber sie kann auch für ein Mehr sorgen. Nämlich dann, wenn Frauen, die gerne arbeiten würden, aber es wegen der Kinder nicht tun, endlich die Chance dazu bekommen. Damit das funktioniert, müssen die Arbeitszeiten stimmen. Denn Arbeit muss ins Leben passen – nicht umgekehrt. Sollen mehr Frauen die Möglichkeit haben, so lange zu arbeiten, wie sie es möchten, dann müssen wir an der Stellschraube Arbeitszeit drehen. Denn könnten heute allein alle Frauen mit Kindern unter sechs Jahren so viele Stunden arbeiten, wie sie es sich wünschen, dann hätten wir rund 840.000 mehr Frauen, die arbeiten würden.

Wir brauche also deutlich mehr Zeitsouveränität. Die Menschen müssen über Lage, Dauer und Ort ihrer Arbeitszeit mitbestimmen können. Und wir müssen auch über das Angebot 4-Tage-Woche nachdenken. Denn wenn Frauen in der 4-Tage-Woche statt der 15- oder 20-Stunden-Teilzeit einige Wochenstunden mehr arbeiten, weil die 4-Tage-Woche ihnen mehr Spielraum gibt – dann ist weniger einfach mehr.