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12.09.2022

Austausch bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück

Die Unternehmensgruppe Tönnies ist der mit Abstand größte Fleischproduzent Deutschlands. In der Vergangenheit kamen die Fleischindustrie und Tönnies immer wieder wegen schlechter Arbeitsbedingungen in die Schlagzeilen – zuletzt wegen Corona-Ausbrüchen und Subunternehmer-Ketten. Auch ich habe die Missstände in der Branche immer wieder scharf kritisiert. Heute habe ich mir vor Ort ein Bild gemacht und mir die Sichtweise der Geschäftsführung sowie des Betriebsrats angehört.

Tönnies ist ein Unternehmen, das wie kaum ein anderes für die Massenproduktion beim Fleisch steht. Tönnies hat in Deutschland einen Marktanteil von 30 Prozent. Allein in Rheda werden jede Woche 150.000 Schweine im Akkord geschlachtet, zerlegt und verarbeitet. Gleichzeitig ist das Unternehmen mit über 6.000 Beschäftigten allein am Standort Rheda-Wiedenbrück ein wichtiger Arbeitgeber.

Gesprächsstoff mit der Geschäftsleitung und dem Betriebsrat hatte ich mehr als genug, denn in der Vergangenheit war Tönnies immer wieder negativ in den Schlagzeilen. Die Gewerkschaften und Beratungsstellen klagten beispielsweise über überlange Arbeitszeiten, schlechte Arbeitsbedingungen und schlechte Massenunterkünfte zu völlig überhöhten Preisen. Mit Beginn der Corona-Pandemie geriet Tönnies in den Fokus, weil sich im Stammwerk 1.500 Beschäftigte infizierten und auch deswegen zwei ganze Landkreise in den Lockdown mussten. Dabei kam heraus, dass das Unternehmen wohl selbst den Überblick verloren hatte, welche Beschäftigten bei den diversen Subunternehmen und Sub-Sub-Subunternehmen angestellt waren.

Mit dem Arbeitsschutzkontrollgesetz, bei dem ich 2020 als Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales und im Deutschen Bundestag mitwirken konnte, wollte der Bundestag mit den gröbsten Missständen in der Branche aufräumen. Teilweise scheint das gelungen zu sein. Denn das Verbot von Werkverträgen hat dazu geführt, dass allein Tönnies über 6.000 Beschäftigte von ehemaligen Subunternehmen fest bei sich angestellt hat. Auch bei den Unterkünften gibt es Verbesserungen. Außerdem wurde ein Tarifvertrag mit der Gewerkschaft NGG geschlossen, der inzwischen branchenweit gilt. Das Gesetz ist also ein klarer Erfolg von konsequenter Gesetzgebung.