Ein beeindruckender Mensch ist tot

Er war unser Urgestein. Hans-Christian Ströbele war ein Querdenker im wahrsten und echten Sinne des Wortes – und nicht in diesem verschwurbelten Sinn, wie diese Bezeichnung heute gebraucht wird.  Er hat gegen den Strich gedacht, urgrün und links. Mit Hans-Christian Ströbele ist ein großer Politiker und Menschenfreund gegangen, der unserer Partei gut getan hat. Das ist ein Verlust – ich werde ihn vermissen.

21 Jahre lang saß er, der ehemalige RAF-Anwalt, im Bundestag, und in dieser Zeit hat er kein Blatt vor den Mund genommen. Er stimmte immer wieder gegen die Linie der grünen Fraktion. Ströbele war einer der wenigen, die gegen die Hartz IV-Reformen gestimmt hat. Er wandte sich gegen den Kosovo-Krieg und gegen die Beteiligung der Bundeswehr am Afghanistan-Einsatz. Und er war der erste Grüne, der je ein Direktmandat bei einer Bundestagswahl holte. Das geschah 2002 in Kreuzberg – und danach immer wieder, bis er 2017 mit 78 Jahren nicht noch einmal für den Bundestag kandidierte.

Es gab Leute in der grünen Partei, die eher ein zwiespältiges Verhältnis zu ihm hatten. Ströbele radelte zum Reichstag und saß auch mal mit verschieden farbigen Socken im Bundestag. Der Mann aus Berlin-Kreuzberg war sich selbst immer treu. Er hat mich mit seiner Integrität sehr beeindruckt. Und ich war ihm immer besonders nah, wenn es darum ging, unbeirrbar gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen und solidarisch zu sein mit denjenigen, die unterdrückt werden.