Inhalt

12.05.2021

Familienfreundlich in die Zukunft

„Familienfreundlichkeit in der (digitalisierten) Arbeitswelt“ – so lautete der Titel einer Veranstaltung, zu der ich vom Grünen Wirtschaftsdialog in ihr Fachforum Neue Arbeit und Neue Qualifikation eingeladen worden bin. Zusammen mit dem Unternehmensnetzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ und der Firma Edenred, die sehr familienfreundlich aufgestellt ist, diskutierten wir, was notwendig ist, damit die Beschäftigten Arbeit und Leben gut miteinander vereinbaren können.

Aus politischer Sicht brauchen wir für gute Vereinbarkeit von Arbeit und Leben dringend eine neue Arbeitszeitkultur. Um Eltern die Möglichkeit zu geben, Arbeit und Familie in eine ausgewogene Balance zu bringen und gleichzeitig die Familienarbeit partnerschaftlich zu teilen, sollten wir daher Beschäftigten einen flexiblen Vollzeitkorridor ermöglichen. Die bisherige starre Vollzeit soll dabei zu einer Wahlarbeitszeit zwischen 30 und 40 Stunden umgestaltet werden.

Gleichzeitig brauchen Beschäftigte ganz grundsätzlich Mitsprachemöglichkeiten, wenn es um den Ort, die Lage und den Umfang der Arbeit geht. Beschäftigte wollen schon heute mehr Zeitsouveränität. Denn Arbeitszeit und Dienstpläne müssen zum eigenen Leben passen. Studien und Befragungen zeigen: Immer mehr Beschäftigte wollen ihre Arbeitszeit mitbestimmen und Einfluss darauf haben, wann und wo sie arbeiten. Dafür brauchen wir Veränderungen der Arbeitskultur und der Zeitflexibilität in den Unternehmen.

Es gibt in einigen Branchen bereits heute gute Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge, die Zeitsouveränität zum Thema haben. Doch Arbeitszeitsouveränität sollen nicht nur die haben, die in einem tarifgebundenen und mitbestimmten Unternehmen arbeiten. Deshalb brauchen wir auch gesetzliche Regelungen, die ein Mitspracherecht bei Lage der Arbeitszeit ermöglichen. Denn es erleichtert die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben, wenn wir morgens Zeit haben, um die Kinder zur Kita zu bringen oder nachmittags mehr Zeit für die Pflege eines Angehörigen.

Gleichzeitig wollen wir ein Recht auf Homeoffice und mobile Arbeit einführen. Denn mobile Arbeit braucht Regeln. So darf Arbeit im Homeoffice nur freiwillig sein, sollte alternierend zum Arbeitsplatz stattfinden und es muss immer ein Rückkehrrecht zum alten Arbeitsplatz geben. Natürlich gelten auch im Homeoffice der Arbeitsschutz und die vertraglich geregelte Arbeitszeit. Denn die Arbeitszeit darf nicht entgrenzen. Deshalb sollten auch klare Erreichbarkeitsregeln vereinbart werden. Außerdem muss der gesetzliche Unfallschutz auch zu Hause oder auf dem Weg zur Kita sichergestellt sein.