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11.05.2023

Grüner Gewerkschafts- und Sozialbeirat: Fachkräftemangel aus der Geschlechterperspektive

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Den Fachkräftemangel können wir ohne höhere Arbeitszeiten von Frauen nicht reduzieren. Da waren sich beim 3. Grünen Gewerkschafts- und Sozialbeirat in dieser Legislaturperiode alle einig. In meiner Arbeitsgruppe während des Beiratstreffens ging es um den Fachkräftemangel aus der Geschlechterperspektive. Und da setzt schon heute ein Teufelskreis ein. Denn Kitas reduzieren wegen fehlender Erzieherinnen ihre Öffnungszeiten. Und das kann zur Folge haben, dass Mütter ihre Arbeitszeiten noch stärker reduzieren.

Was könnte die Politik dagegen tun, lautete die Frage, die wir uns gestellt haben. Und Heide Pfarr, Rechtswissenschaftlerin, Vorstandsmitglied des Deutschen Juristinnenbundes und Mitglied in unserem grünen Beirat hatte eine Antwort. Sie meint, wenn mehr Frauen länger arbeiten sollen, dann müssen die Bedingungen für sie stimmen. Und dabei ist einer der größten Knackpunkte die Arbeitszeit. Wie können wir also die Arbeitsbedingungen hier so anpassen, dass mehr Frauen motiviert sind, länger zu arbeiten?

Freiwillig machen Unternehmen da erstmal gar nichts. Selbst wenn der Fachkräftemangel sie direkt betrifft. Deshalb, so schlägt Pfarr vor, sollte der Gesetzgeber Unternehmen dazu verpflichten, selbständig eine passgenaue Gleichstellungsstrategie für sich zu entwickeln. Denn die Bedürfnisse nach mehr Zeitsouveränität sind ein wesentlicher Faktor für mehr Gleichstellung der Geschlechter. Und zwar für Frauen und für Männer, denn auch die Väter können sich so stärker bei der Care Arbeit einbringen. Denn die Umverteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit funktioniert nur über die Arbeitszeit.

Es geht also darum, dass Arbeitgeber:innen in Zusammenarbeit mit den Interessenvertretungen kollektive Lösungen finden für eine passgenaue flexiblere Arbeitszeitkultur im Unternehmen. Da geht es um die Lage der Arbeitszeiten, aber auch um ihre Dauer, um den Arbeitsort und um gewünschte Erhöhungen der Arbeitszeit. Da geht es aber auch darum, frei werdende Arbeitszeitvolumina  -etwa wenn jemand auf Teilzeit reduziert – neu zu besetzen und nicht einfach denjenigen, die eh im Unternehmen sind, Mehrarbeit überzustülpen.

Die Vier-Tage-Woche mag dabei eine Option für manche Unternehmen sein, andere Betriebe könnten andere Lösungen finden, die besser zu ihnen passen. Auf jeden Fall sollte eine Reduzierung von langen Arbeitszeiten auch für Männer attraktiv sein. Immerhin ermöglichen sie es den Menschen in unserer beschleunigten Arbeitswelt gesund bis zur Rente zu kommen.